Jeder kann in Israel wandern

Uwe Klaassen hat Israel nach seinem ersten Besuch auch zu Fuß erkundet. Dabei hat er – wie er selbst sagt – die Komfortvariante gewählt und mit seiner Frau und Freunden bequeme Tageswanderungen gemacht. Uwe erzählt uns hier im Interview mit Christian Seebauer, wie er Israel erlebt hat.
Die Stille und Weite der Wüste erleben
Christian | Wenn man Dein Fotobuch durchblättert, packt es einen! Die Bilder von der Wüste sind ansteckend. Da schlägt mein Herz höher. So etwas Schönes vergisst man nie mehr, oder? |
Uwe | Ja, da hast du recht. Es ist so beeindruckend, wie in einer fantastischen Landschaft Blumen und Pflanzen wachsen und man die Stille und Weite erleben kann. Wir hatten uns mit dem Februar allerdings einen der besten Monate herausgesucht. 20-25°Grad und Galawetter, das reine Gnade ist! |
Christian | Du warst schon dreimal in Israel und hast mir schmunzelnd gestanden: „Das erste Mal hatte ich ein wenig Angst“. Damit bist Du nicht allein? |
Uwe | Durch die negativen Äußerungen über Israel in den Medien ist man sensibilisiert. Einmal im Land, verfliegt das recht schnell. Freundliche Leute überall und in der Wüste ist das Sicherheitsproblem gar nicht präsent. Wir sind allerdings auch sonst mit unserem Mietauto bewusst nicht in Palästinensergebiete gefahren. |
Israel ist das Land der vielen Wanderwege
Christian | Dein erstes Mal Israel beschreibst Du als „Kennenlernen“. Wie hast Du das Heilige Land erlebt? |
Uwe | Die Vorstellungen von Israel füllen sich mit realen Bildern und ganz besonders sind die Plätze und Gegenden, in denen Jesus gewohnt und gelebt hat. |
Christian | Beim zweiten Mal Israel hast Du den Jesus Trail gemacht. Wie Du selbst sagst: Die „Komfortvariante“. Wie muss man sich das vorstellen? |
Uwe | Wir wollten von Nazareth zum See Genezareth wandern, aber nicht immer das ganze Gepäck tragen. Wir waren insgesamt 6 Personen und hatten 2 kleine Mietautos. Jeden Tag haben wir das Mietauto an den Endpunkt gestellt und später das andere Auto nachgeholt. Bei den Laufdistanzen von höchstens 20km ist das gar kein Problem. So konnten wir mit minimalem Gepäck laufen und hatten uns nicht einschränken müssen. Quartiere und Mietwagen haben wir wie den Flug vom Wohnzimmer aus über das Internet gebucht. |
Christian | Eine wunderschöne Motivation für viele, die sich nicht gleich an Hardcore-Wandern herantrauen, oder die das vielleicht auch gar nicht wollen!
Ich habe am Israel Trail ein paar der weiß-orange-weißen Wegmarkierungen des Jesus Trails gesehen. Am Berg Arbel zum Beispiel! Hätte es Dich nicht gereizt, ein Stück auf den Israel Trail abzubiegen? |
Uwe | Eigentlich schon, aber wir hatten nur eine Woche. Ich habe meinen Freunden gesagt, dass ich auf jeden Fall ein anderes Mal unbedingt in die Wüste möchte, was wir 2 Jahre später umgesetzt haben. |
Der Jesusweg, Abbildung aus dem Buch Jesusweg und Jerusalem von Jacob Saar. Mehr dazu ->
Jeder Meter hat Geschichte
Christian
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Die biblische Grundlage für den Jesus Trail ist ein Zitat aus dem Matthäusevangelium, dem zufolge Jesus zu Beginn seines Wirkens von seiner Heimatstadt Nazaret in den Bergen Galiläas nach Kafarnaum ging, einem Fischerdorf am Ufer des Sees Genezareth, in dem er seine ersten Jünger um sich versammelte. Im Matthäusevangelium heißt es: “Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt.” (Mt 4,13). Macht man sich als Wanderer darüber Gedanken? Oder geht es nur um den Sport? |
Uwe | Wir sind jeden Tag mit einen biblischen Impuls gestartet und haben insbesondere im Tal der Tauben vor dem Arbelcliff und an den biblisch belegten Stellen oft gedacht, wie das wohl damals war. Da wird die Bibel lebendiger, wenn man dort sitzt, wo die Speisung der 5000 in etwa stattgefunden hat. Leid haben mir die Busladungen von Israel-Touristen getan, die alles im Schnelldurchgang absolvierten. |
Kann sich das jeder zutrauen?
Christian | Ich habe in Sachen „Wandern in Israel“ oft gehört „das traue ich mir nicht zu“. Wer kann in Israel wandern? |
Uwe | Ich denke eigentlich jeder. Im Hochsommer würde ich mir das nicht geben, aber Frühjahr ist doch genial. Man sollte natürlich ordentliches Schuhwerk besitzen und vielleicht auch Stöcke mitnehmen, aber wer im Allgäu oder im Schwarzwald wandern kann, hat sicherlich in Israel keine Probleme. Wir, als Gruppe waren im Schnitt so Mitte 50 und mit der oben erwähnten Komfortvariante entspannt sich doch vieles. |
Christian | Kann eine Frau in Israel wandern/ allein wandern? Muß sie Angst haben? Wird sie belästigt? Wie steht es um ihre Sicherheit? (Alles Fragen, die ich sehr oft höre) |
Uwe | Wir haben nichts Negatives erlebt. Sicherheit wird in Israel bekanntermaßen sehr ernst genommen. In rein Israelisch besiedelten Gebieten hätte ich keine Bedenken. |
Christian | Ihr seid mit einem Mietwagen zu den Tagesetappen gefahren. Wie teuer und kompliziert ist das Ausleihen eines Mietwagens in Israel? |
Uwe | Das Auto kann man bequem von zu Hause aus mieten und am Flughafen holen und wieder abgeben. Man will den neuen Führerschein im Scheckkartenformat sehen und das reicht. Ein Auto kostet für eine Woche so ca. 250,-€ plus Benzin. Unbedingt Vollkasko ohne Selbstbeteiligung machen und sich Zeit nehmen bei der Übergabe. Wir haben Vorschäden fotografiert. Man sieht in Israel ziemlich viele Beulen in Autos. |
Christian | Kann man mit einem Mietwagen einfach so auf eigene Faust in Israel herumfahren? z.B. auch in die Wüste? |
Uwe | Ist wirklich problemlos. Aufgebrochen wurde unser Auto, Gott sei Dank, nie. Ein Navi, entweder vom Autovermieter, oder eine Open Source Karte auf dem Handy sollte man schon haben. Ich bin mit dem Mietauto auch abenteuerliche Straßen gefahren, fand es allerdings etwas grenzwertig wegen der Bodenfreiheit. |
Wenn die Wüste Negev plötzlich erblüht
Christian | Nun kennst Du ja auch Teile des Israel Trails. Ich habe es anscheinend geschafft, Dich anzustecken? |
Uwe | Ja, das ist wahr! Du hast mir die letzte Schwelle genommen, in dem du mich ermutigt hast. Dann noch die tollen Bilder in deinem Buch……………… |
Christian | Zu Fuß durch das Nahal Yemin. Und wieder hoch zur Quelle Ein Yorkeam. Dein Fazit? |
Uwe | Da braucht man nicht mehr zum Grand Canyon in den USA! Bei der Tour erlebt man Einsamkeit, schöne Canyons und ein bisschen Klettersteig. Einfach eine geniale Landschaft. |
Christian | Bleibt das was? Kann die Wüste Negev ansteckend sein? |
Uwe | Ja, ich will unbedingt die Mount Karbolet Tour mal machen. Wann ist noch offen. |
Wandern. Wüste. Glaube.
Christian | In Deinem beruflichen Leben widmest Du Dich als Technischer Lehrer der Ausbildung Geistig Behinderter Menschen. Wenn Du könntest, würdest Du Deine Schüler/Innen mit in die Wüste nehmen? |
Uwe | Wüste ist eine Landschaft, die sicherlich auch meine Schüler faszinieren würde. |
Christian | Welche Rolle spielt der Glaube in Deinem Leben? |
Uwe | Der Glaube ist in dieser sich schnell verändernden Welt für mich sehr wichtig. Er ist mein Anker und meine Hoffnung für die Zukunft. Sich nur auf Menschen zu verlassen bringt zwangsläufig Enttäuschungen mit sich. Die Welt ist in einem so rasanten Wandel, dass man die Werte der Bibel unbedingt braucht.
Gott verändert sich nie und ist auch heute erlebbar. Er ist ein Gott, der Wunder tut. Das nehme ich für mich in Anspruch. |
Christian | Wandern. Wüste. Glaube. Wie nahe stehen sich diese Worte? |
Uwe | Sich Zeit zu nehmen, Dinge zu überdenken, dass gelingt in der Wüste beim Wandern. |
Christian | Nicht der höchste Berg, aber für mich der schönste Berg meines Lebens: Der Mount Karbolet. Irrsinnige Landschaft, Wüstenwind und Einsamkeit! Ein Teil meines neuen Buchs wird genau hier spielen. Welche Kraft übt dieser Berg auf Dich aus, obwohl Du ihn bisher nur von Bildern kennst? |
Uwe | Ich freue mich auf Herausforderungen und deine Bilder waren so beeindruckend, dass ich gerne selbst diese Faszination erleben möchte. |
Christian | Wie hast Du Dich auf Deinen Touren orientiert? |
Uwe | Mit den offiziellen Israel Touristenkarten, dem Buch von Jakob Saar (Anm. d. Red: Es gibt 2 (!) verscheidene Bücher von Jacob Saar, den Israel Trail und den Jesusweg, siehe unten) und in der Wüste mit einem Garmin GPS zur Sicherheit. |
Christian | Wie verständigt man sich in Israel? Sprichst Du oder Deine Frau hebräisch? |
Uwe | Nein, leider nein. Aber mit Englisch kommt man problemlos durch. Die jungen Leute sprechen in der Regel sehr gut Englisch. |
Was kostet ein Israelurlaub und was muß man sehen?
Christian | Wie teuer ist ein Israelurlaub? |
Uwe | Das kann man nicht pauschal sagen. Aber um Zahlen von uns zu nennen, so bezieht sich das auf eine Woche. Wir hatten sehr gute Quartiere und mit Flug und Mietwagen so wie Verpflegung sind wir auf ca. 1.300,-€ pro Person gekommen. Aber, wenn man es weniger komfortabel will, so geht es auch deutlich kostengünstiger. |
Christian | Wenn man in Israel ist, was muss man unbedingt sehen? |
Uwe | Jerusalem, Berg Hermon, See Genezareth, Totes Meer, Wüste Negev, Red Canyon bei Eilat. |
Christian | … und was kann man sich sparen? 🙂 |
Uwe | Shopping Malls in Jerusalem, die sind so wie bei uns. |
Gut angekommen in Israel
Christian | Ein paar Vorurteile:
„Am Flughafen werde ich extrem gefilzt und stehe Stunden lang an…“ ??? |
Uwe | Man sollte mit so einer Stunde vom Ausstieg Flugzeug bis Ausgang Airport rechnen. Aber das ist nicht anders, wie in Frankfurt oder Stuttgart, nur etwas sicherer! |
Christian | „In Israel bin ich als Deutscher nicht so gerne gesehen“ ??? |
Uwe | Haben wir nie gespürt. Man begegnete uns immer sehr freundlich. |
Christian | Wie sind die Menschen in Israel drauf? |
Uwe | Sehr lebenslustige Menschen, die gerne Musik hören und das Leben genießen. |
Christian | Wie kommt man als Deutscher mit dem Klima in Israel zurecht? |
Uwe | Ich kann nur für Januar, Februar, März sprechen. Da ist es super! Aber wer gerne Hitze mag……………………. |
Christian | Manche, die das erste Mal in Israel waren, haben mir gesagt: Ich habe mich sofort wie angekommen gefühlt. Wie war das bei Euch? |
Uwe | Man kommt sich gar nicht als Fremder vor! |
Christian | Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe ist in Israel… |
Uwe | …..gegenwärtig. Nach dem Weg würde ich allerdings eher nicht fragen. Manche Leute wollen wohl offensichtlich nicht sagen, dass sie keine Ahnung haben und haben uns irgend etwas gesagt, was dann nicht stimmte. Aber grundsätzlich sind die Israelis hoffen und immer hilfsbereit |
Christian | Liegen unsere Medien falsch, so wie sie Israel darstellen? |
Uwe | Ja! Dick unterstrichen! Da wird ein falsches Bild herübergebracht und vielfach Dinge negativ dargestellt so wie historisch belegte Fakten einfach verdreht. Grundsätzlich wird Israel die Rolle des Aggressors zugeschrieben, was nicht richtig ist. |
Christian | Noch ein Satz zum Vervollständigen: Israel ist ein Land, … |
Uwe | … dass faszinierend und einzigartig auf kleinstem Raum, vom Hochgebirge bis zum tiefsten Punkt der Erde, alles bietet und die Bibel erlebbar macht. |
Fotos (c) Uwe Klaassen
Buch und Poster gibt es hier:
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so wie Christian das vorgemacht hat, würde ich mir das nicht mehr zutrauen, bin aber begeistert. Dass man auch kleinere Tagestouren machen kann (ich bin schon 63), motiviert mich extrem. Ich kann Uwe gar nicht genug danken, einmal so offen über das “Komfortwandern” darüber zu schreiben. Wunderbar “ansteckend” geschrieben!!!!