Der Shvil Israel für „Weicheier“… Ein großartiges, kleines Land zu jeder Jahreszeit!
Ein Reisebericht von Merlin Obermann
Die Rucksäcke sind gepackt. Der Rücken biegt sich unter der Last wohlsortierter und wohlselektierter Utensilien. Zahnbürste, Zahnpasta, Pass und Notgroschen ganz oben, in der Tiefe Wetterfeste Jacke, Reserveschuhe und Feldrationen für fünf bis sechs Tage Marsch.
Vor zwei Jahren und – ganz wichtig – zwei Monaten haben sich zwei wackere Familienväter im fortgeschrittenen mittleren Alter auf den Weg gemacht um auf den Spuren von Christian Seebauer, unserem großen Vorbild, das schönste Land der Welt auf dem Nationalwanderweg „Shvil Israel“ zu durchwandern. Nicht ganz alleine und mit wenig Geld.
Israel Trail für Weicheier? Traumhaft schön, sagt Merlin. Er und Michael werden garantiert wieder kommen und den Shvil fortsetzen…
Wir sind nur 9 Tage unterwegs gewesen und haben es in dieser Zeit vom Kibuz Dan im Norden, dem offiziellen Start- (oder End-) punkt des Weges, bis zum See Genesarteh geschafft. Nach wunderbaren Erlebnissen und schönen Abenteuern (genaueres erfahrt ihr in einem Interview, das Christian Seebauer mit meinem Reisegefährten Michael und mir gemacht hat hier ->) haben wir uns vorgenommen, den Weg genau an der Stelle fortzusetzen, wo wir ihn damals beendet haben.
Einzigartig schön: Hoch über Migdal und dem See Genezareth beginnt der Aufstieg zum Berg Arbel
War der Rucksack damals auch schon so schwer? Oder sind die Schultern dünner und der Bauch dicker geworden in den zwei Jahren und – ganz wichtig – zwei Monaten?
Wir waren wieder in Israel. Mitten in der Nacht am Ben Gurion, natürlich am Schabbat. Doch auch zu dieser heiligen Zeit fanden wir einen wackeren Taxifahrer, der nach hartem Tagwerk noch die weite Fahrt zu unserem Routenstartpunkt, Migdal, zum günstigen Preis unternahm.
Da waren wir. Den Trikeverleih, den wir uns als Routenpunkt gemerkt hatten, gab es immer noch. Der kleine Baggersee vor dem See Genesareth war auch noch da, allerdings von einem unüberwindlichen Zaun eingeschlossen.
„Es war die kalte Woche, nur 36 Grad“
Die Sonne ging auf und brannte auf die beiden Wanderer nieder. Erbarmungslos. Und es war die kalte Woche, nur 36 Grad. Die Woche zuvor sollen es 12 Grad mehr gewesen sein. Schon bald wurde uns klar: April und Juni sind ein himmelweiter Unterschied!
Der Israel Trail bietet spektakuläre Kulissen: Letzter Blick hinab auf Tiberias, bevor es wieder einsam wird!
Das Jordantal ist schön. Von den Bergen hat man eine großartige Sicht. Das Land wird bei der Hitze nur von Kühen und Rindviehchern auf zwei Beinen bewandert. Eine gnädige Brise hält die Moral aufrecht. Zahlreiche Höhlen spenden Schatten und laden zur Rast ein. Die meisten sind von Rindern – echten Rindern mit Hörnern – besetzt.
Der See Genesareth winkt verheißungsvoll im Tal – doch ist er nicht leicht zu erreichen. Der Shvil führt, wenn man vom Norden kommt, erst in hohem Bogen über Bergesrücken darum herum. Mann kann den See sehen, doch ist es ein weites Stück Weg, das wir nicht an einem ganzen Tag geschafft haben, bin man dazu kommt, die Füße hineinzuhalten.
Am Israel Trail bist Du allein mit Dir und der überwältigenden Natur Israels!
Um so schöner war es, als wir endlich, am Nachmittag des 2. Wandertages ankamen. An einem privaten Yachthafen ließ man uns ausruhen. Eins war klar: Der Shvil Israel war für diese Reise bereits am 2. Tag für uns zu Ende. Zu heiß, zu schwer gepackt, zu wenig Fitness und Ausdauer.
„… die wirkliche Hilfsbereitschaft der Leute hier, dieses offene und freundliche Verhalten war dann doch, trotz den vielen Beschreibungen in deinem Buch, ein absoluter Wahnsinn und wunderschön das zu erleben. Ich bin mir zu 100% sicher dass wir solche Dinge, vor allem so häufig, weder in Deutschland noch in den meisten anderen Urlaubsländern erlebt hätten.“… sagt Michael. Mehr dazu ->
Den dritten Tag verbrachten wir am See Genesareth und erfrischten uns in dem klaren Wasser dieses biblischen Ortes. Ehrfurcht nötigt nicht nur die Größe und Schönheit des Sees, sondern auch die Tatsache, dass Jesus hier übers Wasser gelaufen sein sollte, und seine Jünger als Fischer hier Sturm und Wetter getrotzt haben.
Was sind die besten Orte in Israel für die heißeste Zeit des Jahres?
Richtig, die Berge und das Meer. Beides ist nicht weit voneinander entfernt, das ganze Land ist winzig, gerade einmal so groß wie ein mittelgroßes deutsches Bundesland. Hessen zum Beispiel. So verbrachten wir eine angenehm kühle Nacht nach kurzer Fahrt mit dem Mietwagen auf den Golanhöhen.
Reisen mit dem Mietwagen ist in Israel sehr zu empfehlen, gerade wenn man ein begrenztes Zeit- und Reisebudget mitbringt. Es ist erschwinglich und eröffnet sehr viele Möglichkeiten.
Schuhe ausziehen. Verweilen. Gemeinsam etwas essen, reden und austauschen!
Naturpark auf den Golanhöhen
Der Naturpark auf den Golanhöhen ist ein beeindruckendes Kleinod der Natur. Die Distel, Israels Nationalgewächs, ist nicht die einzige dornige Schönheit, deren Blütenreichtum die steile Landschaft üppig ziert.
In regenreicheren Zeiten werden die vielen Flussbetten und Wasserfälle auch mehr Wasser speisen. Der Blick auf den See Genesareth und das weite, kleine Land in der Tiefe lässt einem eines schnell klar werden: Wie verwundbar doch die Menschen dort unten sind, wenn die, die hier oben das Sagen haben, ihnen übles wollten.
Die syrische Grenze ist nicht weit weg. Dahinter ist eine ganz andere Welt. Eine dankbare Gemeinde benannte ihre Region zum Dank an den wohlgesonnen US Präsidenten in „Trump Heights“ um. Wir schmunzeln.
Nach relativ kurzer Fahrt durch das ganze Land erreichten wir das Rote Meer. Dort, an der Südspitze Israels, öffnete sich uns ein so reicher Garten voller Leben und Abenteuer, wie wir es uns nicht erträumen konnten.
Mein Reisegefährte Michael entschloss sich kurzerhand, seinen Tauchschein zu machen. Ich war vorher schon begeisterter Taucher und habe mich verliebt: In Satele. Satele ist eine ältere Dame, die aus Frankreich entführt wurde, aber, anders als die schöne Hellena, diplomatische Wogen ausgelöst hat, die sich wieder glätten ließen. Heute liegt der außer Dienst gestellte und gezielt als Taucherparadies und Naturreservat versenkte Zerstörer einen Steinwurf vor Eilat, direkt am Strand in 25 Meter Tiefe und wartet auf Besucher.
Ich habe meine Wracktaucherprüfung dort gemacht. Und träume beinahe täglich von diesem besonderen Ort – und den zahllosen anderen Paradiesgärten unter Israels Wasseroberfläche.
Nun liegt diese Junireise nach Israel, die so wundervoll war, obwohl sie völlig anders verlief als wir es uns vorgenommen hatten, auch schon wieder einige Monate hinter uns. Ich kann es kaum erwarten, bald wieder nach Israel zu kommen. Diesmal möchte ich die reichen Erlebnisse mit meiner Frau und meinen Kindern teilen. Sie sind zwei, vier und sechs Jahre alt. Sie sollen sehen, in welchem Zaubergarten mitten in der Wüste sich David vor König Saul versteckt hatte, wo einst die Zealoten den Römern getrotzt und dadurch alles verloren haben, in welches Land Moses die Sklaven in die Freiheit geführt hat, wo Gottes Sohn gewandert ist, wo Tempelritter hausten und Pilger reisten, und wo überall so viel Freundlichkeit, liebe zur Freiheit, echte Toleranz und liebe zu wahrer Vielfalt gelebt und gleichzeitig so entschlossen verteidigt wird.
„Israel, ich bewundere dich!“
– Merlin
Merlin, kurz nachgefragt:
Sieht fast so aus, als könnte man sich in Israel verlieben? … (Achtung doppeldeutig)
„Das stimmt auf alle Fälle, im doppelten Wortsinne. Über das Land habe ich ja schon viel geschwärmt, aber das großartigste und kostbarste sind die Menschen darin. Die Bevölkerung ist jung und weltoffen im positivsten Sinne. Die Schönheiten sind nicht nur landschaftlicher Natur. Auch wenn wir als gebundene Familienväter uns in Acht genommen haben, sind wir durchaus mit offenen Augen durch Land uns Städte gezogen und waren in jeder Hinsicht beeindruckt.“
Die Menschen, wie sind die so drauf in Israel? Im Fernsehen sieht man ja oft als „Illustration“ ultraorthodoxe Juden…
„Natürlich gibt es die auch in Israel, sie sind ja leicht zu erkennen, aufgrund ihres Kleidungsstils, der im 19.Jahrhundert in Osteuropa modisch war. Sie sind aber keineswegs, nach meiner Wahrnehmung, die „typischen“ Israelis.
Da Israel für Juden aus aller Herren Länder Heimat geworden ist, kann der typische Israeli dem typischen Italiener, Spanier, Deutschen, Briten, Amerikaner, Polen, Tschechen oder Russen sehr ähnlich sein. Die Menschen, die ich in Israel kennen lernen durften verband eine warmherzige Hilfsbereitschaft und offene Freundlichkeit.
Was mir am meisten auffiel, war die Akzeptanz für den anderen, gänzlich unabhängig von dessen Überzeugungen und Wertvorstellungen oder auch politischen Überzeugungen. Hier können wir von Israel sehr viel lernen. Auch in Israel gibt es rechte und linke, religiöse und säkulare, Juden, Christen und Muslime. Man versteht in Israel nach meiner Beobachtung viel besser als in Deutschland, sich trotz der Unterschiede oder sogar für die Unterschiede zu schätzen und trotz abweichender Überzeugungen mit Respekt zu begegnen.
Wie modern ist Deiner Meinung nach Israel eigentlich als Land? Im Vergleich zu Deutschland? (lacht)…
„Bemerkenswert finde ich, wieviel Spitzenforschung, die wirkliche, echte Lösungen für globale Probleme bietet, aus Israel kommt.
Nur ein kleines Beispiel: Israel bezieht mittlerweile 100% seines Trinkwassers aus dem Meer, als wir vor zwei Jahren in Israel waren, war das noch nicht so, und der Wasserstand des See Genesareth litt unter der Trinkwasserentnahme. Das ist heute schon Schnee von gestern. Das kleine Wüstenland ist ernstzunehmender Player auf dem Obst- und Gemüse Exportmarkt. Das alles mit Hightech und Meerwasser!
Modern ist nicht immer ein positiver Begriff. Modern kann auch bedeuten, seine Werte und seine Wurzeln zu vergessen. Das Problem hat Israel nicht. Israel ist fortschrittlich und schreitet voran. Mit großen Schritten. Und die ganze Welt hat etwas davon. Was Deutschland anbelangt habe ich in so vielerlei Hinsicht den Eindruck, dass „gut gemeint“ immer mehr das Gegenteil von „gut gemacht“ bedeutet, und dass wir in einer Zeit des Rückschritts leben, trotz immer neuerer Smartphones. Das ist auf ganz vielen Ebenen zu beobachten, am traurigsten auch im Hinblick auf den zunehmenden Antisemitismus.“
Wie ist das Essen eigentlich in Israel? Muss man sich da koscher ernähren (schmunzelt)?
„Das kommt darauf an, wo man in Israel ist. Bersheva ist beispielsweise eine recht religiöse Stadt. Der örtliche McDonalds Bestellungsroboterautomat akzeptiert die Bestellung nicht, wenn zum Rindfleischburger ein Milcheis oder Milchshake bestellt wird. Ich finde das eher drollig als eine wirkliche Einschränkung.
Schweinefleisch habe ich in Israel nirgends angeboten gesehen. Aber man vermisst es auch nicht. Die Essensvielfalt ist groß und das Angebot durchaus auch auf Nichtjuden ausgelegt. Es leben davon ja auch sehr viele in Israel.“
Du sprichst ja total ehrlich über die Wanderung eines Ottonormalbürgers. Das finde ich großartig! Du gibst aber auch nicht auf, wenn es um die Fortsetzung des Shvil Israel geht, oder?“
„Auf gar keinen Fall geben wir auf! Ich werde versuchen, meinen Reisegefährten zu überreden, schon bald wieder loszuziehen, und zwar genau da weiterzugehen, wo wir von Shvilisten zu Badetouristen wurden. Vielleicht sogar schon 2020. Aber ganz, ganz sicher nicht mehr im Juni. Das war für einen Badeurlaub oder Tauchurlaub am Roten Meer großartig. Aber für den Shvil Israel die falsche Jahreszeit.
Es gibt einen Golanhöhentrail, von dem wir auch Teile gesehen haben. Den könnte ich mir auch zu wärmerer Jahreszeit eher vorstellen.“
Wow Danke lieber Merlin für Deinen großartigen Reisebericht. Danke, dass Du anderen ewas weiter gibst!
Das könnte Dich auch interessieren: Wie alles losging…
Textauszug Israel-Trail.com Shvil Israel für Weicheier
Der Shvil Israel für "Weicheier"... Ein großartiges, kleines Land zu jeder Jahreszeit!
Ein Reisebericht von Merlin Obermann
Die Rucksäcke sind gepackt. Der Rücken biegt sich unter der Last wohlsortierter und wohlselektierter Utensilien. Zahnbürste, Zahnpasta, Pass und Notgroschen ganz oben, in der Tiefe Wetterfeste Jacke, Reserveschuhe und Feldrationen für fünf bis sechs Tage Marsch.
Vor zwei Jahren und - ganz wichtig - zwei Monaten haben sich zwei wackere Familienväter im fortgeschrittenen mittleren Alter auf den Weg gemacht um auf den Spuren von Christian Seebauer, unserem großen Vorbild, das schönste Land der Welt auf dem Nationalwanderweg „Shvil Israel“ zu durchwandern. Nicht ganz alleine und mit wenig Geld.
Israel Trail für Weicheier? Traumhaft schön, sagt Merlin. Er und Michael werden garantiert wieder kommen und den Shvil fortsetzen...
Wir sind nur 9 Tage unterwegs gewesen und haben es in dieser Zeit vom Kibuz Dan im Norden, dem offiziellen Start- (oder End-) punkt des Weges, bis zum See Genesarteh geschafft. Nach wunderbaren Erlebnissen und schönen Abenteuern (genaueres erfahrt ihr in einem Interview, das Christian Seebauer mit meinem Reisegefährten Michael und mir gemacht hat hier ->) haben wir uns vorgenommen, den Weg genau an der Stelle fortzusetzen, wo wir ihn damals beendet haben.
War der Rucksack damals auch schon so schwer? Oder sind die Schultern dünner und der Bauch dicker geworden in den zwei Jahren und – ganz wichtig – zwei Monaten?
Wir waren wieder in Israel. Mitten in der Nacht am Ben Gurion, natürlich am Schabbat. Doch auch zu dieser heiligen Zeit fanden wir einen wackeren Taxifahrer, der nach hartem Tagwerk noch die weite Fahrt zu unserem Routenstartpunkt, Migdal, zum günstigen Preis unternahm.
Da waren wir. Den Trikeverleih, den wir uns als Routenpunkt gemerkt hatten, gab es immer noch. Der kleine Baggersee vor dem See Genesareth war auch noch da, allerdings von einem unüberwindlichen Zaun eingeschlossen.
"Es war die kalte Woche, nur 36 Grad"
Die Sonne ging auf und brannte auf die beiden Wanderer nieder. Erbarmungslos. Und es war die kalte Woche, nur 36 Grad. Die Woche zuvor sollen es 12 Grad mehr gewesen sein. Schon bald wurde uns klar: April und Juni sind ein himmelweiter Unterschied!
Das Jordantal ist schön. Von den Bergen hat man eine großartige Sicht. Das Land wird bei der Hitze nur von Kühen und Rindviehchern auf zwei Beinen bewandert. Eine gnädige Brise hält die Moral aufrecht. Zahlreiche Höhlen spenden Schatten und laden zur Rast ein. Die meisten sind von Rindern – echten Rindern mit Hörnern – besetzt.
Der See Genesareth winkt verheißungsvoll im Tal – doch ist er nicht leicht zu erreichen. Der Shvil führt, wenn man vom Norden kommt, erst in hohem Bogen über Bergesrücken darum herum. Mann kann den See sehen, doch ist es ein weites Stück Weg, das wir nicht an einem ganzen Tag geschafft haben, bin man dazu kommt, die Füße hineinzuhalten.
Um so schöner war es, als wir endlich, am Nachmittag des 2. Wandertages ankamen. An einem privaten Yachthafen ließ man uns ausruhen. Eins war klar: Der Shvil Israel war für diese Reise bereits am 2. Tag für uns zu Ende. Zu heiß, zu schwer gepackt, zu wenig Fitness und Ausdauer.
"... die wirkliche Hilfsbereitschaft der Leute hier, dieses offene und freundliche Verhalten war dann doch, trotz den vielen Beschreibungen in deinem Buch, ein absoluter Wahnsinn und wunderschön das zu erleben. Ich bin mir zu 100% sicher dass wir solche Dinge, vor allem so häufig, weder in Deutschland noch in den meisten anderen Urlaubsländern erlebt hätten."... sagt Michael. Mehr dazu ->
Den dritten Tag verbrachten wir am See Genesareth und erfrischten uns in dem klaren Wasser dieses biblischen Ortes. Ehrfurcht nötigt nicht nur die Größe und Schönheit des Sees, sondern auch die Tatsache, dass Jesus hier übers Wasser gelaufen sein sollte, und seine Jünger als Fischer hier Sturm und Wetter getrotzt haben.
Was sind die besten Orte in Israel für die heißeste Zeit des Jahres?
Richtig, die Berge und das Meer. Beides ist nicht weit voneinander entfernt, das ganze Land ist winzig, gerade einmal so groß wie ein mittelgroßes deutsches Bundesland. Hessen zum Beispiel. So verbrachten wir eine angenehm kühle Nacht nach kurzer Fahrt mit dem Mietwagen auf den Golanhöhen.
Reisen mit dem Mietwagen ist in Israel sehr zu empfehlen, gerade wenn man ein begrenztes Zeit- und Reisebudget mitbringt. Es ist erschwinglich und eröffnet sehr viele Möglichkeiten.
Naturpark auf den Golanhöhen
Der Naturpark auf den Golanhöhen ist ein beeindruckendes Kleinod der Natur. Die Distel, Israels Nationalgewächs, ist nicht die einzige dornige Schönheit, deren Blütenreichtum die steile Landschaft üppig ziert.
In regenreicheren Zeiten werden die vielen Flussbetten und Wasserfälle auch mehr Wasser speisen. Der Blick auf den See Genesareth und das weite, kleine Land in der Tiefe lässt einem eines schnell klar werden: Wie verwundbar doch die Menschen dort unten sind, wenn die, die hier oben das Sagen haben, ihnen übles wollten.
Die syrische Grenze ist nicht weit weg. Dahinter ist eine ganz andere Welt. Eine dankbare Gemeinde benannte ihre Region zum Dank an den wohlgesonnen US Präsidenten in „Trump Heights“ um. Wir schmunzeln.
Nach relativ kurzer Fahrt durch das ganze Land erreichten wir das Rote Meer. Dort, an der Südspitze Israels, öffnete sich uns ein so reicher Garten voller Leben und Abenteuer, wie wir es uns nicht erträumen konnten.
Mein Reisegefährte Michael entschloss sich kurzerhand, seinen Tauchschein zu machen. Ich war vorher schon begeisterter Taucher und habe mich verliebt: In Satele. Satele ist eine ältere Dame, die aus Frankreich entführt wurde, aber, anders als die schöne Hellena, diplomatische Wogen ausgelöst hat, die sich wieder glätten ließen. Heute liegt der außer Dienst gestellte und gezielt als Taucherparadies und Naturreservat versenkte Zerstörer einen Steinwurf vor Eilat, direkt am Strand in 25 Meter Tiefe und wartet auf Besucher.
Ich habe meine Wracktaucherprüfung dort gemacht. Und träume beinahe täglich von diesem besonderen Ort – und den zahllosen anderen Paradiesgärten unter Israels Wasseroberfläche.
Nun liegt diese Junireise nach Israel, die so wundervoll war, obwohl sie völlig anders verlief als wir es uns vorgenommen hatten, auch schon wieder einige Monate hinter uns. Ich kann es kaum erwarten, bald wieder nach Israel zu kommen. Diesmal möchte ich die reichen Erlebnisse mit meiner Frau und meinen Kindern teilen. Sie sind zwei, vier und sechs Jahre alt. Sie sollen sehen, in welchem Zaubergarten mitten in der Wüste sich David vor König Saul versteckt hatte, wo einst die Zealoten den Römern getrotzt und dadurch alles verloren haben, in welches Land Moses die Sklaven in die Freiheit geführt hat, wo Gottes Sohn gewandert ist, wo Tempelritter hausten und Pilger reisten, und wo überall so viel Freundlichkeit, liebe zur Freiheit, echte Toleranz und liebe zu wahrer Vielfalt gelebt und gleichzeitig so entschlossen verteidigt wird.
"Israel, ich bewundere dich!"
- Merlin
Merlin, kurz nachgefragt:
Sieht fast so aus, als könnte man sich in Israel verlieben? … (Achtung doppeldeutig)
"Das stimmt auf alle Fälle, im doppelten Wortsinne. Über das Land habe ich ja schon viel geschwärmt, aber das großartigste und kostbarste sind die Menschen darin. Die Bevölkerung ist jung und weltoffen im positivsten Sinne. Die Schönheiten sind nicht nur landschaftlicher Natur. Auch wenn wir als gebundene Familienväter uns in Acht genommen haben, sind wir durchaus mit offenen Augen durch Land uns Städte gezogen und waren in jeder Hinsicht beeindruckt."
Die Menschen, wie sind die so drauf in Israel? Im Fernsehen sieht man ja oft als „Illustration“ ultraorthodoxe Juden...
"Natürlich gibt es die auch in Israel, sie sind ja leicht zu erkennen, aufgrund ihres Kleidungsstils, der im 19.Jahrhundert in Osteuropa modisch war. Sie sind aber keineswegs, nach meiner Wahrnehmung, die „typischen“ Israelis.
Da Israel für Juden aus aller Herren Länder Heimat geworden ist, kann der typische Israeli dem typischen Italiener, Spanier, Deutschen, Briten, Amerikaner, Polen, Tschechen oder Russen sehr ähnlich sein. Die Menschen, die ich in Israel kennen lernen durften verband eine warmherzige Hilfsbereitschaft und offene Freundlichkeit.
Was mir am meisten auffiel, war die Akzeptanz für den anderen, gänzlich unabhängig von dessen Überzeugungen und Wertvorstellungen oder auch politischen Überzeugungen. Hier können wir von Israel sehr viel lernen. Auch in Israel gibt es rechte und linke, religiöse und säkulare, Juden, Christen und Muslime. Man versteht in Israel nach meiner Beobachtung viel besser als in Deutschland, sich trotz der Unterschiede oder sogar für die Unterschiede zu schätzen und trotz abweichender Überzeugungen mit Respekt zu begegnen.
Wie modern ist Deiner Meinung nach Israel eigentlich als Land? Im Vergleich zu Deutschland? (lacht)...
"Bemerkenswert finde ich, wieviel Spitzenforschung, die wirkliche, echte Lösungen für globale Probleme bietet, aus Israel kommt.
Nur ein kleines Beispiel: Israel bezieht mittlerweile 100% seines Trinkwassers aus dem Meer, als wir vor zwei Jahren in Israel waren, war das noch nicht so, und der Wasserstand des See Genesareth litt unter der Trinkwasserentnahme. Das ist heute schon Schnee von gestern. Das kleine Wüstenland ist ernstzunehmender Player auf dem Obst- und Gemüse Exportmarkt. Das alles mit Hightech und Meerwasser!
Modern ist nicht immer ein positiver Begriff. Modern kann auch bedeuten, seine Werte und seine Wurzeln zu vergessen. Das Problem hat Israel nicht. Israel ist fortschrittlich und schreitet voran. Mit großen Schritten. Und die ganze Welt hat etwas davon. Was Deutschland anbelangt habe ich in so vielerlei Hinsicht den Eindruck, dass „gut gemeint“ immer mehr das Gegenteil von „gut gemacht“ bedeutet, und dass wir in einer Zeit des Rückschritts leben, trotz immer neuerer Smartphones. Das ist auf ganz vielen Ebenen zu beobachten, am traurigsten auch im Hinblick auf den zunehmenden Antisemitismus."
Wie ist das Essen eigentlich in Israel? Muss man sich da koscher ernähren (schmunzelt)?
"Das kommt darauf an, wo man in Israel ist. Bersheva ist beispielsweise eine recht religiöse Stadt. Der örtliche McDonalds Bestellungsroboterautomat akzeptiert die Bestellung nicht, wenn zum Rindfleischburger ein Milcheis oder Milchshake bestellt wird. Ich finde das eher drollig als eine wirkliche Einschränkung.
Schweinefleisch habe ich in Israel nirgends angeboten gesehen. Aber man vermisst es auch nicht. Die Essensvielfalt ist groß und das Angebot durchaus auch auf Nichtjuden ausgelegt. Es leben davon ja auch sehr viele in Israel."
Du sprichst ja total ehrlich über die Wanderung eines Ottonormalbürgers. Das finde ich großartig! Du gibst aber auch nicht auf, wenn es um die Fortsetzung des Shvil Israel geht, oder?"
"Auf gar keinen Fall geben wir auf! Ich werde versuchen, meinen Reisegefährten zu überreden, schon bald wieder loszuziehen, und zwar genau da weiterzugehen, wo wir von Shvilisten zu Badetouristen wurden. Vielleicht sogar schon 2020. Aber ganz, ganz sicher nicht mehr im Juni. Das war für einen Badeurlaub oder Tauchurlaub am Roten Meer großartig. Aber für den Shvil Israel die falsche Jahreszeit.
Es gibt einen Golanhöhentrail, von dem wir auch Teile gesehen haben. Den könnte ich mir auch zu wärmerer Jahreszeit eher vorstellen."
Wow Danke lieber Merlin für Deinen großartigen Reisebericht. Danke, dass Du anderen ewas weiter gibst!
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https://www.israel-trail.com/es-war-kein-spaziergang/
Fotos (c) Merln Obermann, Michael Eggert
Israel-Trail Post H1 Headlines
Shvil Israel für Weicheier
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H2 Headlines zum Shvil Israel Beitrag
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[1] => Was sind die besten Orte in Israel für die heißeste Zeit des Jahres?
[2] => Naturpark auf den Golanhöhen
[3] => Das könnte Dich auch interessieren: Wie alles losging...
)
Keywords zu diesem Israel-Trail-Beitrag:
Israel-Trail, Golanhöhen, Mietwagen, Migdal, See Genesareth, Tauchschein, Trump Heights
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