Arye Sharuz Shalicar (41), aufgewachsen in Berlin in einer armen jüdischen Familie aus dem Iran, ist vor über 20 Jahren nach Israel ausgewandert. Er hat sich für Israel als seine Heimat entschieden, weil er seit seiner Jugend antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war.
Nach dem Militärdienst in seiner neuen Heimat wurde er Pressesprecher der israelischen Armee (IDF). Heute ist er Publizist und Politologe und arbeitet für die israelische Regierung. Vor kurzem hat er sein zweites Buch veröffentlicht: „Der neu-deutsche Antisemit. Gehören Juden zu Deutschland?“ Das Buch ist ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht. Er schreibt von den täglichen antisemitischen Beleidigungen auf Facebook und von seinen zahlreichen Begegnungen mit Journalisten, Politikern, Pilgergruppen und kirchlichen Würdenträgern. Shalicar kommt zu der bitteren Erkenntnis, dass der Antisemitismus in Deutschland immer noch tief verwurzelt ist und nicht selten als „Israelkritik“ getarnt ist. Vor Kurzem hat er sein Buch in München vorgestellt.
Arye Sharuz Shalicar bei der Lesung in München
In einer Vorabversion dürfen wir auf israel-trail.com begleitend zu unserer Beitragsreihe exklusiv Auszüge aus dem spannenden Interview des Evangelischen Presseverbands mit Arye Sharuz Shalicar veröffentlichen.
Im Gespräch mit dem Evangelischen Presseverband für Bayern
Frage: Wie sieht er aus, der „neu-deutsche Antisemit“?
Shalicar: Mein Buch ist ein Erfahrungsbericht, in dem ich durch verschiedene Gesellschaftsschichten gehe, die ich persönlich kennengelernt habe. Angefangen als Jugendlicher in Berlin mit Muslimen bis hin zu linksliberalen Medien, denen ich beruflich fast täglich über den Weg gelaufen bin; rechten und christlichen Gruppierungen bis hin zu jüdischen Selbsthassern, zu Neidkultur und Verschwörungstheorien. Das alles kommt im Buch vor, weil ich gemerkt habe, dass Antisemitismus aus verschiedenen Ecken kommt. Aber definitiv ist, dass, ich sag jetzt mal: „Israelkritik“ das Wort ist, das man benutzt, um aus dem Schneider zu sein, um sich nicht als Antisemit hinstellen zu müssen. Denn das ist weiterhin tabu. Und das Interessante ist, dass diese Menschen nur Israel kritisieren, aber kein anderes Land auf dem Kieker haben. Wenn Du mich fragst, würde ich sagen, vor 1945 gab es Antisemiten, nach ’45 Israelkritiker, aber es sind dieselben Leute, die nichts aus der Geschichte gelernt haben.
Frage: Bei der „Israelkritik“ geht es ja um den Nahostkonflikt. Welche Rolle spielt er im Zusammenhang mit Antisemtismus?
Es gibt zwei Ansichten in Deutschland, die generell falsch sind:
Die Eine ist die von David und Goliath. Wenn man in Deutschland sagt: Nahostkonflikt – wer ist David, wer ist Goliath? Dann sagt normalerweise der Deutsche: Israel ist Goliath, und David ist der Palästinenser, der arme, kleine, der sich nicht wehren kann und mit dem wir Mitgefühl haben. Wenn Du mit einem Israeli redest, sagt er: im Nahen Osten sind wir der starke kleine David und um uns herum ist Goliath. Denn es geht uns seit 70 Jahren nicht nur um die Palästinenser. Wir sind seit der Staatsgründung im Konflikt mit mehreren Staaten und Organisationen gleichzeitig.
Die Zweite ist der “Nahostkonflikt“. Der Deutsche denkt da an Israel gegen die Palästinenser. Auch das ist falsch. Wenn man heute den Nahen Osten anschaut, herrscht ein enormer Konkurrenzkampf zwischen innermuslimischen religiösen Ausrichtungen, dem schiitischen Islam und dem sunnitischen Islam mit den Hochburgen in Teheran und Riad, die um Vormachtstellung kämpfen. Das hat alles mit Juden und Palästinensern nicht zu tun.
Es wäre also erst einmal wichtig, sich zu besser zu informieren, bevor man den Staat Israel kritisiert?
Ja, wenn man das in Deutschland nicht endlich korrigiert, wie der Nahe Osten betrachtet wird, wird sich immer Frust ansammeln gegenüber den Juden und Israel, “das ja der große Goliath ist, und wenn es Israel nicht geben würde, wäre ja alles so friedlich“. Und das ist absoluter Quatsch, weil man von vorneherein nicht verstanden hat, um was es im Nahen Osten geht.
Anzeige: Schenke einen Baum
Wir bekommen unsere Information hauptsächlich über die Nachrichten im Fernsehen und die Zeitungen. Was hältst Du von der Israelberichterstattung in den deutschen Medien?
Es ist immer wieder dieselbe Tragödie. Immer wenn Israel in einer Konfliktsituation ist, wirkt es so, als würden zwei demokratische Staaten gegeneinander kämpfen oder meinetwegen zwei Terrororganisationen, was beides falsch ist. Denn das eine – Israel – ist ein demokratischer Staat, und das andere ist eine islamistische Terrororganisation, die die Menschen einfach so abschlachtet, was in den Medien so nicht durchkommt. Wo Frauen schlecht behandelt werden, wo Schwule geköpft werden. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Terrororganisationen im Gaza Streifen und dem Islamischen Staat und Al Kaida. Bei der Medienberichterstattung weiß man oft gar nicht mehr, wer gut und wer böse ist, und das halte ich für fatal, denn es spiegelt nicht die Realität wieder, wie ich sie kenne.
Der neu-deutsche Antisemit: Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse
Gerade einmal drei Generationen sind seit der Shoah vergangen. Deutschland ist heute ein anderes Land. Die Deutschen haben aus der Vergangenheit gelernt und sich ihrer Verantwortung für ein „Nie wieder“ gestellt. Ist es wirklich so?
Arye Sharuz Shalicar trifft in seinem Beruf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und christliche Pilgergruppen. Nach unzähligen Gesprächen und Begegnungen gelangt er zu der bitteren Erkenntnis: Antisemitismus ist in Deutschland, nicht selten getarnt als „Israelkritik“, weiterhin tief verwurzelt.
„Neu-deutsche“ Antisemiten treten ihm unverhohlen und massenhaft in seinem Blog entgegen. Ihre Kommentare lassen keinen Zweifel daran: Juden gehören heute nicht selbstverständlich zu Deutschland.
Was wünschst Du Dir von den Journalisten und Korrespondenten?
Mein Wunsch wäre, dass die Medien nur ihren Job richtig machen und objektiv und fair berichten, und dass man Berichterstattung leistet, die die Realität zeigt und vor allem Ursache und Wirkung nicht verdreht.
Auf die Journalisten kann sich Israel also nicht verlassen. Dann wenigsten auf die Christen? Von ihrer Religion her müssten sie in einem besonderen Verhältnis zu Israel stehen. Wie siehst Du das?
Ich dachte immer, dass die Christen Israel voll und ganz verstehen. Erst vor 2-3 Jahren, durch Christen selbst, die mir das erzählt haben, ist mir aufgefallen, wie tief bei manchen Christen der Antisemitismus steckt. Das heißt, wie krass antijüdische und antiisraelische Propaganda in christlichen Kreisen betrieben wird. Unter Studenten geht das los und bei Älteren weiter, auch bei Pilgergruppen, die nach Israel kommen. Man muss nur mal in deren Reiseplan gucken, und dann sieht man, was ihnen von wem erzählt wird.
Was wünschst Du Dir von den Christen und den Kirchen?
Dass sie objektiv in der Mitte stehen. Dass viele Christen nach Israel reisen, sich das Land angucken, Freundschaft schließen mit Juden, mit Israel, und dann zurückkommen und erzählen, was sie Positives gesehen haben.
Wie siehst Du die Zukunft Israels und was wünschst Du Dir für das Land und die Region?
Unser Hauptproblem ist der Iran, und solange er uns existenziell bedroht, haben wir ein Problem. Er ist eine mehrschichtige Bedrohung – das Nukleare, Raketen, Terrororganisationen, wie sie sich in Syrien aufbauen, die Expansionspolitik. Das macht uns große Sorge. Wenn die iranische Bedrohung überstanden ist und wir es schaffen, eine Normalisierung mit der arabischen Welt einzuleiten – es gibt viele arabische Länder, die großes Interesse haben, mit Israel in Kontakt zu treten, weil sie verstanden haben, dass Israel nicht das Problem ist sondern Teil der Lösung – dann kann man auch das palästinensische Problem bewältigen und es wird friedlicher im Nahen Osten.
Und wie siehst Du die Zukunft im Verhältnis zwischen Deutschland und Israel?
Ich glaube an die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel, und ich habe dieses Buch geschrieben, um klar zu machen, dass Deutschland die Narbe von damals besser verarbeiten müsste und könnte, so wie auch die Juden die Narbe verarbeitet haben, damit wir zueinander finden. Uns verbindet zu viel, leider auch Trauriges, aber wir sollten positiv miteinander umgehen, damit wir in der Zukunft Freunde sind.
Arye Sharuz Shalicar im Interview mit Martina Klecha vom Evangelischen Presseverband
Fotos: (c) Martina Klecha vom Evangelischen Presseverband, (c) Arye Sharuz Shalicar, sowie Gidon Pico, Katerina Maglogianni, LoggaWiggler, Ingeborg Kråka
Leseprobe:
„70 Jahre nach dem Holocaust frage ich mich, ob Juden heute zu Deutschland gehören und wie willkommen sie eigentlich wirklich sind. Drei Generationen nach der Shoah frage ich mich, ob Deutschland sich in seiner Haltung den Juden gegenüber wirklich grundlegend verändert hat. Drei Generationen nach dem Tiefpunkt in der Geschichte, sowohl der Juden als auch der Deutschen, frage ich mich hier laut, ob manche Deutsche es sich nicht eventuell ein klein wenig zu einfach machen, indem sie das Antisemitismus-Problem auf die Zuwanderer abschieben.“
„Antisemitismus hat enorm viele hässliche Fratzen. Viele Fratzen die denken, sie wären besonders klug, wenn sie sich als Antizionisten bzw. Anti-Israelis, aber bloß nicht als Antisemiten zu erkennen geben. Antisemitismus ist schließlich ein Tabuthema. Aber Anti-Israelismus, das ist absolut „in“. Interessanterweise gibt es kein anderes Land, vor dem das Wort „Anti“ heutzutage Sinn macht. Oder habt ihr je von Anti-Italien oder Anti-Iranismus gehört? Anti-Deutschland? Anti-Türkei? Anti-Argentinismus? Anti-Thailandismus?“
Aus: Arye Sharuz Shalicar: Der neu-deutsche Antisemit. Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse. Hentrich & Hentrich Verlag Berlin Leipzig, 2018.
Wer in Israel wandern möchte, wird garantiert mit offenen Armen empfangen. Angst vor Fremdenhass und Vorurteilen gegenüber Deutschen ist vollkommen ...
Den “Israel Trail mit Herz” gibt es hier mit persönlicher Widmung
Buch und Poster gibt es hier:
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Textauszug Israel-Trail.com Arye Sharuz Shalicar im Interview mit dem Evangelischen Presseverband
Arye Sharuz Shalicar (41), aufgewachsen in Berlin in einer armen jüdischen Familie aus dem Iran, ist vor über 20 Jahren nach Israel ausgewandert. Er hat sich für Israel als seine Heimat entschieden, weil er seit seiner Jugend antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war.
Nach dem Militärdienst in seiner neuen Heimat wurde er Pressesprecher der israelischen Armee (IDF). Heute ist er Publizist und Politologe und arbeitet für die israelische Regierung. Vor kurzem hat er sein zweites Buch veröffentlicht: „Der neu-deutsche Antisemit. Gehören Juden zu Deutschland?“ Das Buch ist ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht. Er schreibt von den täglichen antisemitischen Beleidigungen auf Facebook und von seinen zahlreichen Begegnungen mit Journalisten, Politikern, Pilgergruppen und kirchlichen Würdenträgern. Shalicar kommt zu der bitteren Erkenntnis, dass der Antisemitismus in Deutschland immer noch tief verwurzelt ist und nicht selten als „Israelkritik“ getarnt ist. Vor Kurzem hat er sein Buch in München vorgestellt.
In einer Vorabversion dürfen wir auf israel-trail.com begleitend zu unserer Beitragsreihe exklusiv Auszüge aus dem spannenden Interview des Evangelischen Presseverbands mit Arye Sharuz Shalicar veröffentlichen.
Links:
https://www.sonntagsblatt.de/
https://www.epv.de/
https://www.facebook.com/AryeSharuzShalicar/
Im Gespräch mit dem Evangelischen Presseverband für Bayern
Frage: Wie sieht er aus, der „neu-deutsche Antisemit“?
Shalicar: Mein Buch ist ein Erfahrungsbericht, in dem ich durch verschiedene Gesellschaftsschichten gehe, die ich persönlich kennengelernt habe. Angefangen als Jugendlicher in Berlin mit Muslimen bis hin zu linksliberalen Medien, denen ich beruflich fast täglich über den Weg gelaufen bin; rechten und christlichen Gruppierungen bis hin zu jüdischen Selbsthassern, zu Neidkultur und Verschwörungstheorien. Das alles kommt im Buch vor, weil ich gemerkt habe, dass Antisemitismus aus verschiedenen Ecken kommt. Aber definitiv ist, dass, ich sag jetzt mal: „Israelkritik“ das Wort ist, das man benutzt, um aus dem Schneider zu sein, um sich nicht als Antisemit hinstellen zu müssen. Denn das ist weiterhin tabu. Und das Interessante ist, dass diese Menschen nur Israel kritisieren, aber kein anderes Land auf dem Kieker haben. Wenn Du mich fragst, würde ich sagen, vor 1945 gab es Antisemiten, nach '45 Israelkritiker, aber es sind dieselben Leute, die nichts aus der Geschichte gelernt haben.
Frage: Bei der „Israelkritik“ geht es ja um den Nahostkonflikt. Welche Rolle spielt er im Zusammenhang mit Antisemtismus?
Es gibt zwei Ansichten in Deutschland, die generell falsch sind:
Die Eine ist die von David und Goliath. Wenn man in Deutschland sagt: Nahostkonflikt - wer ist David, wer ist Goliath? Dann sagt normalerweise der Deutsche: Israel ist Goliath, und David ist der Palästinenser, der arme, kleine, der sich nicht wehren kann und mit dem wir Mitgefühl haben. Wenn Du mit einem Israeli redest, sagt er: im Nahen Osten sind wir der starke kleine David und um uns herum ist Goliath. Denn es geht uns seit 70 Jahren nicht nur um die Palästinenser. Wir sind seit der Staatsgründung im Konflikt mit mehreren Staaten und Organisationen gleichzeitig.
Die Zweite ist der "Nahostkonflikt“. Der Deutsche denkt da an Israel gegen die Palästinenser. Auch das ist falsch. Wenn man heute den Nahen Osten anschaut, herrscht ein enormer Konkurrenzkampf zwischen innermuslimischen religiösen Ausrichtungen, dem schiitischen Islam und dem sunnitischen Islam mit den Hochburgen in Teheran und Riad, die um Vormachtstellung kämpfen. Das hat alles mit Juden und Palästinensern nicht zu tun.
Es wäre also erst einmal wichtig, sich zu besser zu informieren, bevor man den Staat Israel kritisiert?
Ja, wenn man das in Deutschland nicht endlich korrigiert, wie der Nahe Osten betrachtet wird, wird sich immer Frust ansammeln gegenüber den Juden und Israel, "das ja der große Goliath ist, und wenn es Israel nicht geben würde, wäre ja alles so friedlich“. Und das ist absoluter Quatsch, weil man von vorneherein nicht verstanden hat, um was es im Nahen Osten geht.
Wir bekommen unsere Information hauptsächlich über die Nachrichten im Fernsehen und die Zeitungen. Was hältst Du von der Israelberichterstattung in den deutschen Medien?
Es ist immer wieder dieselbe Tragödie. Immer wenn Israel in einer Konfliktsituation ist, wirkt es so, als würden zwei demokratische Staaten gegeneinander kämpfen oder meinetwegen zwei Terrororganisationen, was beides falsch ist. Denn das eine - Israel - ist ein demokratischer Staat, und das andere ist eine islamistische Terrororganisation, die die Menschen einfach so abschlachtet, was in den Medien so nicht durchkommt. Wo Frauen schlecht behandelt werden, wo Schwule geköpft werden. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Terrororganisationen im Gaza Streifen und dem Islamischen Staat und Al Kaida. Bei der Medienberichterstattung weiß man oft gar nicht mehr, wer gut und wer böse ist, und das halte ich für fatal, denn es spiegelt nicht die Realität wieder, wie ich sie kenne.
Der neu-deutsche Antisemit: Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse
Gerade einmal drei Generationen sind seit der Shoah vergangen. Deutschland ist heute ein anderes Land. Die Deutschen haben aus der Vergangenheit gelernt und sich ihrer Verantwortung für ein „Nie wieder“ gestellt. Ist es wirklich so?
Arye Sharuz Shalicar trifft in seinem Beruf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und christliche Pilgergruppen. Nach unzähligen Gesprächen und Begegnungen gelangt er zu der bitteren Erkenntnis: Antisemitismus ist in Deutschland, nicht selten getarnt als „Israelkritik“, weiterhin tief verwurzelt.
„Neu-deutsche“ Antisemiten treten ihm unverhohlen und massenhaft in seinem Blog entgegen. Ihre Kommentare lassen keinen Zweifel daran: Juden gehören heute nicht selbstverständlich zu Deutschland.
Inhalt: Muslimischer Antisemitismus – Linksintellektueller Antisemitismus – Rechtsradikaler Antisemitismus – „Israelkritik“ – Philosemitismus – Christlicher Antisemitismus – Neidkultur
Mehr dazu ->
Was wünschst Du Dir von den Journalisten und Korrespondenten?
Mein Wunsch wäre, dass die Medien nur ihren Job richtig machen und objektiv und fair berichten, und dass man Berichterstattung leistet, die die Realität zeigt und vor allem Ursache und Wirkung nicht verdreht.
Auf die Journalisten kann sich Israel also nicht verlassen. Dann wenigsten auf die Christen? Von ihrer Religion her müssten sie in einem besonderen Verhältnis zu Israel stehen. Wie siehst Du das?
Ich dachte immer, dass die Christen Israel voll und ganz verstehen. Erst vor 2-3 Jahren, durch Christen selbst, die mir das erzählt haben, ist mir aufgefallen, wie tief bei manchen Christen der Antisemitismus steckt. Das heißt, wie krass antijüdische und antiisraelische Propaganda in christlichen Kreisen betrieben wird. Unter Studenten geht das los und bei Älteren weiter, auch bei Pilgergruppen, die nach Israel kommen. Man muss nur mal in deren Reiseplan gucken, und dann sieht man, was ihnen von wem erzählt wird.
Was wünschst Du Dir von den Christen und den Kirchen?
Dass sie objektiv in der Mitte stehen. Dass viele Christen nach Israel reisen, sich das Land angucken, Freundschaft schließen mit Juden, mit Israel, und dann zurückkommen und erzählen, was sie Positives gesehen haben.
Wie siehst Du die Zukunft Israels und was wünschst Du Dir für das Land und die Region?
Unser Hauptproblem ist der Iran, und solange er uns existenziell bedroht, haben wir ein Problem. Er ist eine mehrschichtige Bedrohung - das Nukleare, Raketen, Terrororganisationen, wie sie sich in Syrien aufbauen, die Expansionspolitik. Das macht uns große Sorge. Wenn die iranische Bedrohung überstanden ist und wir es schaffen, eine Normalisierung mit der arabischen Welt einzuleiten - es gibt viele arabische Länder, die großes Interesse haben, mit Israel in Kontakt zu treten, weil sie verstanden haben, dass Israel nicht das Problem ist sondern Teil der Lösung - dann kann man auch das palästinensische Problem bewältigen und es wird friedlicher im Nahen Osten.
Und wie siehst Du die Zukunft im Verhältnis zwischen Deutschland und Israel?
Ich glaube an die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel, und ich habe dieses Buch geschrieben, um klar zu machen, dass Deutschland die Narbe von damals besser verarbeiten müsste und könnte, so wie auch die Juden die Narbe verarbeitet haben, damit wir zueinander finden. Uns verbindet zu viel, leider auch Trauriges, aber wir sollten positiv miteinander umgehen, damit wir in der Zukunft Freunde sind.
Arye Sharuz Shalicar im Interview mit Martina Klecha vom Evangelischen Presseverband
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Das Buch "Der neu-deutsche Antisemit: Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse" von Arye Sharuz Shalicar gibt es z.B. bei Amazon für 16,90 ->
Fotos: (c) Martina Klecha vom Evangelischen Presseverband, (c) Arye Sharuz Shalicar, sowie Gidon Pico, Katerina Maglogianni, LoggaWiggler, Ingeborg Kråka
Leseprobe:
„70 Jahre nach dem Holocaust frage ich mich, ob Juden heute zu Deutschland gehören und wie willkommen sie eigentlich wirklich sind. Drei Generationen nach der Shoah frage ich mich, ob Deutschland sich in seiner Haltung den Juden gegenüber wirklich grundlegend verändert hat. Drei Generationen nach dem Tiefpunkt in der Geschichte, sowohl der Juden als auch der Deutschen, frage ich mich hier laut, ob manche Deutsche es sich nicht eventuell ein klein wenig zu einfach machen, indem sie das Antisemitismus-Problem auf die Zuwanderer abschieben.“
„Antisemitismus hat enorm viele hässliche Fratzen. Viele Fratzen die denken, sie wären besonders klug, wenn sie sich als Antizionisten bzw. Anti-Israelis, aber bloß nicht als Antisemiten zu erkennen geben. Antisemitismus ist schließlich ein Tabuthema. Aber Anti-Israelismus, das ist absolut „in“. Interessanterweise gibt es kein anderes Land, vor dem das Wort „Anti“ heutzutage Sinn macht. Oder habt ihr je von Anti-Italien oder Anti-Iranismus gehört? Anti-Deutschland? Anti-Türkei? Anti-Argentinismus? Anti-Thailandismus?“
Aus: Arye Sharuz Shalicar: Der neu-deutsche Antisemit. Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse. Hentrich & Hentrich Verlag Berlin Leipzig, 2018.
Link zum Buch: https://www.hentrichhentrich.de/buch-der-neu-deutsche-antisemit.html
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