Interview mit Gottfried Hutter: Frieden ist möglich!

Frieden ist möglich. Mit dieser Aussage ist der Theologe und Bestsellerautor Gottfried Hutter keinesfalls allein. Er hat Theologie, Geschichte und Politikwissenschaft nicht nur „studiert“, sondern durch sein Engagement in Israel und in vielen arabischen Ländern hautnah erlebt. Im Israel Trail sieht er fernab der Politik etwas Verbindendes zwischen den Religionen, den Philosophien und den Menschen. Wer ihn begeht und zuhört, kann gar nicht umhin, vom Frieden zu träumen.

Politik hat im Blog israel-trail.com eigentlich nichts verloren. Es geht um das Wandern, um Begegnungen und… – stimmt – auch um ein friedliches Miteinander. Deshalb haben wir Gottfried Hutter hier Fragen gestellt, die womöglich auch den „einfachen“ Wanderer/In interessieren.

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Gilt nicht nur für Jerusalem: Am besten, man setzt sich “sein eigenes Bild” zusammen

Christian: Gottfried, ich hoffe, das per Du ist für Dich in Ordnung, obwohl Du ja der Ältere von uns beiden bist. Wie alt bist Du eigentlich genau?

Genau gestern bin ich 74,5 Jahre alt geworden

Du bist wie ich begeisterter Bergsteiger und Du gehst lieber bergauf, als bergab… warum?

Auf vielen Bergtouren ist mir klar geworden, dass bergab viel gefährlicher ist als bergauf. Unfälle passieren meistens bergab. Deshalb gehe ich auch im Leben lieber bergauf. Deshalb versuche ich das, was andere für unmöglich halten – zum Beispiel zum Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn beitragen.

Gottfried, was bedeutet Israel für Dich?

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Ursprünglich ist „Israel“ der Name eines Mannes, der mit Gott gekämpft und gesiegt hat. Es war Jakob, der Enkel von Abraham. Einige tausend Jahre später erinnern sich die Menschen immer noch daran, weil das Volk, das von ihm abstammt, seine Geschichte aufgeschrieben hat. Irgendwann, nämlich vor mehr als 1800 Jahren, ist dieses Volk dann aus seiner Heimat vertrieben worden, aber es hat seine Geschichten bewahrt. Und als sich die Gelegenheit geboten hat, nämlich im 20. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, sind sie wieder in dieses Land zurückgekehrt und sie haben jetzt dem ganzen Land den Namen „Israel“ gegeben. Natürlich müsste man hier viel mehr erzählen, aber vielleicht genügt es, zu sagen, dass die Juden von dem ersten „Israel“ abstammen und mit ihnen die jüdische Religion; aus ihr ist dann das Christentum hervorgegangen und später auch noch der Islam. Und der jetzige Konflikt dort hat sehr viel mit dieser Geschichte zu tun.

Im Mai 2019 haben 1,3 Millionen Leser/Innen die Webseite israel-trail.com besucht. Das sind sicher auch viele „Israel-Neulinge“, die bisher womöglich eher auf der Suche nach „Selbstfindung“ und „Pilgern“ usw. unterwegs waren. Was möchtest Du ihnen unbedingt sagen, bevor sie wieder…

Zur Selbstfindung und zum Pilgern finde ich Israel ideal – wo sonst gibt es diese vielen Orte mit wichtigen Ereignissen der Bibel, in denen man sich auch heute wiederfinden kann? Auch ich selbst habe mich dort in vieler Hinsicht gefunden und wiedergefunden. Ich bin ja deshalb immer wieder hingefahren, weil mich die Geschichte des Landes persönlich bewegt und weil meine Lebensgeschichte mich auf die Probleme, die die Rückkehr dieses Volkes in seine Heimat ausgelöst haben, geradezu gestoßen hat. Und ich meine, dass ich schon einiges gefunden habe, das zur Lösung beitragen kann.

Wer in Kibbuz Dan den Israel Trail startet, der blickt auch auf die Golan Höhen, den Berg Hermon, die Hügel des Libanon. Alles ist so nahe und hautnah spürbar. Auch Frieden, oder?

Ich bin öfer am See Genezareth, den man vom Golan aus sieht. Auch am See schien mir alles sehr friedlich. Hier hat mich, als Christen natürlich viel an die Wege erinnert, die Jesus mit seinen Jüngern gegangen ist – vor allem die Synagoge von Kapharnaum, die heute noch zu sehen ist – und der Platz, an dem Petrus sein Boot angelegt hatte ….

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Gottfried Hutter am See Genesareth

“Wenn man dem glaubt, was in den Zeitungen steht, dann sieht die Zukunft düster aus”

Auf meinem Israel Trail habe ich wahnsinnig viele Menschen getroffen und bewegenden Geschichten erlebt. Und sehr oft habe ich Menschen getroffen, die an eine gemeinsame Zukunft geglaubt haben. An etwas Positives, an Frieden. Keiner wusste wie das aussehen könnte, aber ganz ganz viele Menschen (Juden, Muslime, Drusen, Christen, Atheisten und einfach jeden, den ich getroffen habe) konnten sich vorstellen, etwas cooles für die Zukunft zu machen!

Gibt es eine Zukunft jenseits der bislang in Stein gemeißelten Vorgaben?

Wenn man dem glaubt, was in den Zeitungen steht, dann sieht die Zukunft düster aus. Alle scheinen sich total verfahren zu haben, besonders „die bösen Israelis“, die das Land der Palästinenser einfach besetzt haben und es jetzt möglicherweise sogar annektieren wollen. Aber diejenigen, die das so betrachten, haben zumindest einen Teil der Geschichte nicht ganz mitgekriegt, denn zu der Besetzung ist es ja erst gekommen, weil die heute von Israel besetzten Gebiete damals von Jordanien besetzt waren. Sämtliche Nachbarn wollten Israel auslöschen, aber Israel hat standgehalten. Ein palästinensischer Staat ist schließlich erst dadurch möglich geworden, dass Israel das Westjordanland 1967 von den Jordaniern erobert hat. Von da an gab es nämlich „die besetzten Gebiete“, also das heutige Palästina. Vorher war das alles einfach nur Jordanien. Aber der Staat Israel ist bis heute bei den Palästinensern nicht wirklich anerkannt, jedenfalls nicht so wie ursprünglich vorgesehen, nämlich als jüdischer Staat, also als ein Staat, in den Juden aus aller Welt ziehen können, wenn es in dem Land, in dem sie leben, wieder einmal eine Judenverfolgung gibt. Weil diese Anerkennung fehlt, gibt es bis heute keinen Frieden und deshalb sind die besetzten Gebiete immer noch besetzt. Aber, weil Du nach der Zukunft gefragt hast – die Lösung ist viel einfacher als die meisten denken. Wer es genau wissen will, kann mein Buch lesen, aber kurz gesagt, Israel braucht natürlich Sicherheit, dann ist die Besatzung nicht mehr nötig.

 

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Die Klagemauer

Break! Wenn Du in Deinem Alter (sorry, nicht böse gemeint) einen Berg besteigst, was geht Dir alles durch den Kopf?

Mir geht immer das durch den Kopf, womit ich mich in dieser Zeit auseinandersetze, manchmal das, worüber ich gerade schreibe, manchmal wie es mir mit meinen Freunden geht, manchmal etwas, wovon ich gerade geträumt habe, aber meistens entsteht auf dem Weg Klarheit, weil ich unterwegs alles von allen Seiten betrachten kann. Und so komme ich meistens mit einer Lösung nach Hause, auf die ich dann weiter aufbauen kann.

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Felsendom Richtung Via Dolorosa

Eine arabisch-israelische Familie hat mich auf meinem Israel Trail nahe Meitar in der Mittagszeit in den Schatten „gerettet“ und Pfefferminztee für mich gekocht. Ahmad fragte mich „warum wir Bayern über unsere Nachbarn aus Österreich Witze machen und trotzdem nach Österreich fahren“. „Weil ich Österreich liebe“, antwortete ich und verstummte danach. Und dann passierte etwas – für mich – sehr Krasses und völlig Unerwartetes. Ahmad sagte zu mir sichtlich bewegt: „Aber ich liebe doch auch Israel…“. Gottfried, was meinst Du, gibt es eine Chance?

Ja, ganz klar. Aber es braucht auf beiden Seiten Abstand und Besinnung. Und zwar Besinnung auf das Wesentliche der eigenen Kultur. Wie Du gerade von Ahmad erzähltest. Er liebt Israel. Nun müsste er sich nur gleichzeitig auch klar machen, dass seine eigene Religion von der Religion der Juden abstammt. Dass das hier das Land der Bibel ist, dass es also richtig ist, dass so viele Juden hierher zurückgekehrt sind. Dann kann er ihnen mit gutem Gewissen erlauben, hier zu sein, wieder daheim im Land ihrer Bibel. Dann kann er ihnen sogar erlauben, sich im Westjordanland anzusiedeln. Und wenn er ihnen das erlaubt, werden sie keine Besatzung mehr brauchen, denn dann ist Frieden.

“Die Medien leben zu einem guten Teil von Sensationen und Skandalen, sie leben vom Drama”

Mediale Berichterstattung und Realität? Wie passt das zusammen? Was ist Dein persönlicher Wunsch?

Die Medien leben zu einem guten Teil von Sensationen und Skandalen, sie leben vom Drama. Natürlich bietet die Wirklichkeit genug Drama, aber – und das wird kaum bedacht – auf weite Strecken ist die Wirklichkeit inszeniert. Die Gefühle der Menschen werden aufgeputscht und so in dem Drama festgehalten und zu Aktionen animiert, die die Dramatik noch verstärken. Die Journalisten sind der eine Teil der Regie. Die Politiker sind der andere Teil. Zusammen entwickeln sie das Theater weiter, immer so, dass ihr Bild von sich selbst und von ihrem Gegner erhalten bleibt oder verstärkt wird. Meistens muss es schon zur totalen Katastrophe kommen, bevor die Regie sich bereit erklärt, jetzt ein anderes Stück zu spielen – so wie es erst nach dem zweiten Weltkrieg möglich war, das ganz neue Stück „deutsch-französische Freundschaft“ zu inszenieren oder „das Wirtschaftswunder“. Zwischen Israel und Palästina ist es noch nicht so schlimm gewesen wie in Europa nach dem zweiten Weltkrieg – aber es gibt doch schon Anzeichen, dass die Regie überlegt, ob nicht ein neues Stück angesagt wäre.

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Fröhliche Menschen in Israel – leider selten etwas für die Medien

In Blut gemeißelt… Das sagte mein israelischer Reisebegleiter Tsur beim alpinen Aufstieg im Barak Canyon, als ich mir das Knie blutig schlug und er mich einfach ganz innig umarmte. Kann es Freundschaft geben, out there?

So wie die deutsch-französische Freundschaft möglich geworden ist, kann es auch hier alle möglichen Freundschaften geben – von den Ausnahmen, die jetzt schon möglich sind einmal abgesehen, kann es vielleicht bald eine echte israelisch-palästinensische Freundschaft geben. Wie ich sagte: sobald die Regie bemerkt, dass die Zeit dafür gekommen ist…

Was trennt uns und was verbindet uns?

Was uns trennt, sind die bekannten Dinge: Neid, Eifersucht, besser sein wollen, den anderen dominieren wollen. Sobald wir uns von unserer Trennung trennen, sind wir verbunden, denn wir alle sind ja Kinder des einen Gottes, der einen Welt…

Da draußen in der Einsamkeit der Wüste Negev habe ich mich selbst gesucht… und ehrlich gesagt auch gesucht, ob es einen Gott für mich gibt. Einen, der mir helfen würde, einen der mich liebt, so wie ich bin (weil ich so verdammt kompliziert und undankbar bin). Und irgendwann habe ich da draußen wohl meinen Verstand verloren… Ist das wirklich nur mein Gott, der mich begleitet? Oder hat er nur verschiedene Namen… ? Auf den Gishron Cliffs habe ich ganz laut in die Einsamkeit geschrien „Danke lieber Gott“. Wem gehört Gott eigentlich? Ist es nur mein „lieber Gott“?

Wie ich gerade sagte, wir alle sind Kinder des einen Gottes, der natürlich alle seine Kinder liebt und natürlich nicht nur uns, sondern auch den anderen etwas gönnt. Sobald wir es erlauben, sind wir eins auch mit den anderen, auch mit denen, die vorher nur unsere bösen Konkurrenten waren.

“Die ganze Realität ist nicht so in Stein gemeißelt, wie es scheint”

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Rote Warntafel “The Entrance For Israeli Citizens is Forbidden”

Auf meinem Israel Trail habe ich wahnsinnig viele Menschen getroffen und bewegenden Geschichten erlebt. Und sehr oft habe ich Menschen getroffen, die an eine gemeinsame Zukunft geglaubt haben. An etwas Positives, an Frieden. Keiner wusste wie das aussehen könnte, aber ganz ganz viele Menschen (Juden, Muslime, Drusen, Christen, Atheisten und einfach jeden, den ich getroffen habe) konnten sich vorstellen, etwas cooles für die Zukunft zu machen!

Gibt es eine Zukunft jenseits der bislang in Stein gemeißelten Vorgaben?

Wie ich schon sagte: Die ganze Realität ist nicht so in Stein gemeißelt, wie es scheint. Die Inszenierung kann fast jederzeit geändert werden. Aber es braucht die geeigneten Regieanweisungen, also Anweisungen durch die Journalisten und durch die Politiker, die ja die Regie führen. Und dazu braucht es ein Lösungsbild, das von irgendjemand entwickelt wird, der nicht gefangen ist von der üblichen Art zu denken..

Was kann man nach einem Israelbesuch alles mitnehmen?

Umso mehr Du mitbringst, umso mehr kannst Du mitnehmen. Dir selbst muss klar werden, wie die Stücke heißen, die gerade gespielt werden, das lernst du an Ort und Stelle, und sobald es Dir klar ist, kannst Du manche Szenen umschreiben. Das ist dann das, was Du mitnehmen kannst.

“Die Presse ist ein Teil der Regie. Wenn Du ein anderes Stück sehen willst, musst Du das Stück umschreiben – zumindest in dem Bereich, in dem du Dich bewegst.”

 

Aus der Presse erfahren wir nur die Gegensätze… Schwarz Weiß. Eigentlich nur Schwarz, oder?

Wie ich gerade sagte, die Presse ist ein Teil der Regie. Wenn Du ein anderes Stück sehen willst, musst Du das Stück umschreiben – zumindest in dem Bereich, in dem du Dich bewegst.

Kann einer/ eine, die den Shvil Israel durchwandert, Israel und deren Nachbarn gleichzeitig lieben? Oder zerreißt es ihr/ihm dabei das Herz?

Auch das sagte ich bereits, Du brauchst Abstand inmitten des Dramas, dann wird vielleicht der Regisseur glauben, es müsste Dir das Herz zerreißen, aber tatsächlich kannst Du nun beide Seiten lieben.

Jared Kushner, der Schwiegersohn von Donald Trump sieht die Wirtschaft und den persönlichen Erfolg der Familien und deren Kindern als Lösungsansatz…

Klar, Leute, denen es besser geht, können klarer denken. Die brauchen dann auch nicht mehr die Opfer-Rolle, damit sie wissen, wer sie sind. Aber wie kriegst Du sie heraus aus der Opfer-Rolle? Dazu bräuchte es Abstand und Besinnung. Ich meine, die Religionen könnten das bieten.

Kann Israel eine Tages ohne Existenzangst leben?

Klar, sobald ihre Gegenwart in diesem Land von den Muslimen akzeptiert wird, brauchen sie keine Angst mehr haben.

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Klagemauer und Felsendom

Tsur, mein israelischer Wanderfreund meinte auf der Etappe nahe Shaharut Richtung Timna Park: „Eines Tages wird es so sein wie Deutschland, Österreich, Niederlande, Frankreich, Italien.“ Er bekam dabei feuchte Augen. Und nach langem Schweigen sagte er… „Peace“

Unsere Emotionen, unseren Schmerz kann sich wohl kaum einer vorstellen. Du?

Ja, ich kann sie mir vorstellen. Als Psychotherapeut habe ich ständig damit zu tun, mich hineinzuversetzen in die Emotionen und in den Schmerz meiner Patienten, denn nur wenn ich das tue, kann ich neuartige Regieanweisungen geben. Und tatsächlich sind fast alle meiner Patienten Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, also in einer sehr ähnlichen Situation wie der der Palästinenser.

Gottfried, was treibt Dich eigentlich an, von Frieden zu predigen?

Ich habe Theologie studiert, also die Liebe, die Gott dazu gebracht hat, uns Menschen hervorzubringen. Dann habe ich Politikwissenschaft studiert, also die Frage, wie man Dinge ändern kann, dann habe ich mich gefragt, was eigentlich der Unterschied zwischen den Religionen ist. Dabei ist mir klar geworden, dass im Grund alle Religionen eins sind. Das hat mir dann ein islamischer Sufi-Meister bestätigt, in dessen spiritueller Gemeinschaft ich ein Jahr lang in Kairo gelebt habe. Dann bin ich Psychotherapeut geworden, um mich einfühlen zu lernen in die Probleme, die Menschen haben. Dann war der Elfte September 2001, der Tag der großen Attentate. Da ist mir klar geworden, dass der dahinter stehende Hass zusammenhängt mit der westlichen Dominanz über die Länder des Nahen Ostens und insbesondere mit der Einpflanzung Israels in ihre alte biblische Heimat – die inzwischen aber zu einem Stammland, ja einem Heiligtum der Muslime geworden ist. Da gab es einiges zum Einfühlen. Und das hat mich dazu gebracht, dass ich mich dieser Aufgabe stelle.

In Deinem Buch beziehst Du völlig verschiedene Positionen: Die Israelische Sicht, die Muslimische Sicht und die Sicht der Distanz. Du selbst bist Christ, also kein Jude und kein Muslim. …

Ja, ich bin Christ, aber gerade im Leben in einer muslimischen Gemeinschaft habe ich mit allen meinen Sinnen erfahren, dass alle Religionen eins sind. Seither fällt es mir nicht schwer, in einem Moment Israeli, im nächsten Muslim und schließlich wieder Christ zu sein

“Am Shabbat sollte man nicht demonstrieren, dass man kein Jude ist, wie man auch im Ramadan nicht demonstrieren sollte, dass man kein Muslim ist. Es braucht Respekt.”

 

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Wer Jerusalem nur fotografiert, hat nichts gesehen. Man muss es mit dem Herzen erleben!

Wer am Shvil Israel wandern möchte, ist quasi umgeben von Konflikten. Kann und darf man Deiner Meinung nach mit gutem Gewissen durch Israel wandern?

Natürlich darfst Du guten Gewissens Israel durchwandern, das alte Heilige Land. Und du darfst bei diesen Gelegenheiten von Zeit zu Zeit auch Zeuge von dem werden, was dort schon alles erlebt worden ist.

Gottfried, ein paar spontane Fragen, zum Vervollständigen…

Wer einen Tee angeboten bekommt, sollte…

… sich freuen und dankbar annehmen und sich auch öffnen für die Gefühle, die bei seinen Gastgebern vielleicht nicht gleich an der Oberfläche erscheinen, sich dann aber von Zeit zu Zeit ein wenig zeigen.

An Shabbat sollte man nicht…

Am Shabbat sollte man nicht demonstrieren, dass man kein Jude ist, wie man auch im Ramadan nicht demonstrieren sollte, dass man kein Muslim ist. Es braucht Respekt.

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Da draussen kann jeder seinen Gott und Frieden finden, auch wenn es heiß ist.

 

Wie wird man als Deutscher/e in Israel aufgenommen?

Ich habe kaum Vorbehalte bemerkt, aber gelegentlich wurde ich darauf hingewiesen, dass die Anwesenheit eines Deutschen die Erinnerung an die Ungeheuerlichkeit des Holocaust wachruft.

(schmunzelt) – gut, ich bin jünger!

Wie wird man als Deutscher/e von Arabern in Israel aufgenommen?

Traditionell sind die Araber Deutschen gegenüber freundlich gesinnt. Das schwingt auch immer wieder mit.

Wünschen sich wirklich alle Araber den Tod Israels?

Sicher nicht alle, aber es ist ein Teil der Regieanweisung, von der sich viele nicht so ohne Weiteres lösen können.

Hassen Israelis eigentlich Araber?

Nicht unbedingt grundsätzlich, aber auch da gehört es bei manchen zur Regieanweisung.

Gibt es Deiner Meinung nach in der Region ein Leben abseits der Religionen? Ich meine da konkret gutes Essen, Tanzen, Schwule und Lesben, Musik, Liebe, Philosophie, Lagerfeuer, Sport, Selbstentfaltung, Start ups etc. … ?

Das Leben in Tel Aviv ist sicher anders als das in Jerusalem. Aber nicht nur dort leben viele sicher einfach ein westliches Leben, in dem das, was Du erwähnt hast dazugehört.

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Straßenmusikanten in Israel

Was können wir tun, um voran zu kommen?

Es kommt darauf an, was Du mit vorankommen meinst. Für bessere Geschäfte gibt es die entsprechenden Ratgeber. Ich persönlich komme nur voran, indem ich ehrlich dem folge, was mein Gewissen / meine Bewusstheit mir sagt.

Viele Leserinnen und Leser haben Jakobsweg-Erfahrungen, waren aber noch nie in Israel. Müssen sie Angst haben?

Am Jakobsweg geht es um eine Pilgerreise. Wenn jemand seinen Aufenthalt in Israel als Pilgerreise betrachtet, braucht er keine Angst haben. Dann schaut nämlich ein Auge voller Güte auf ihn herab.

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Jisr az Zarqa/ Jeser el Zarka liegt direkt am Israel Trail und ist ganz in der Nähe von Caesarea

Am Shvil Israel trifft man Israelis. Alle! In Jisr’ az Zarqa zum Beispiel wurde ich von einer arabischen Familie zu einer Suppe eingeladen. Ich mache es kurz: Keinerlei Hass auf Israel. Keinerlei Diskussion über irgendwelche Lösungen. Vielmehr waren da Liebe, Nachbarschaft und ganz normale Wünsche, wie das die Tochter einmal studieren kann und Zahnärztin wird und Muslimen, Juden und allen anderen helfen darf… Verrückt? Oder unsere Zukunft?

Ja natürlich, unsere Zukunft.

In Deutschland sind verdammt viele Menschen pauschal gegen Israel…

Das ist eben die dortige Regieanweisung gewisser Medien. Und die Leute sind eben brave Mitspieler. Ein Teil in jedem Drama heißt ja „wer ist schuld?“ Und um diese Frage herum sind dann die Rollen entsprechend verteilt. Und da sind dann auch „die bösen Israelis, die die armen Palästinenser unterdrücken“, wie ich es am Anfang beschrieben habe.

Oft bin ich mit der Generalkonsulin des Staates Israel Sandra Simovich in München am Israeltag zusammengestanden. Immer mit dabei waren unzählige Personenschützer und Spezialkommandos der bayrischen Polizei. Abseits der Bühne haben “Palästinafreunde” lautstark herum gepöbelt. Sie alle sind bestens organisiert aufgetreten und wollten einfach nur stören…

Auch in München werden von den entsprechenden Gruppen entsprechende Stücke inszeniert…

Ludwig Spänle (Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung und zuvor Bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst) war am Israeltag oft mein Vorredner. Er wünscht sich, dass wir zu Israel stehen und er schließt auch Frieden und Aussöhnung nicht aus…

Da gebe ich ihm Recht. Es geht eben immer um die Frage, wie das möglich ist, ohne dass jemand dabei das Gesicht verliert. Deshalb heißt mein Buch „Honorable Peace“, also „Ehrenhafter Frieden“.

Gottfried, in Deinem Buch beschreibst Du einen Weg zum Frieden. Weshalb sollten es auch Politiker lesen?

Damit sie loskommen von den Klischeevorstellungen über sich und die anderen. Dann können sich Ideen für neue Stücke einstellen, in denen das Zustandekommen der Lösung gespielt wird.

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Dschisr az Zarqa, eine arabische Stadt am Mittelmeer am Israel Trail

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nicht nur meine Wanderbücher, sie wandert auch selbst! Was kann man mit eigenen Füßen entdecken und was verschließt sich einem Nichtwanderer?

Man muss das Wandern ja nicht unbedingt buchstäblich nehmen. Man kann auch im Geist wandern. Das meinte ich vorhin: Als Psychotherapeut muss ich mich hineinversetzen in die Gefühle meiner Patienten. Dazu brauche ich mich nicht aus meinem Stuhl erheben, aber äußerliche Bewegung verhilft auch zu einer inneren Bereitschaft. Deshalb gibt es Pilgerreisen. Deshalb gibt es auch körperliche Bewegung als therapeutische Übung, die die geistige Beweglichkeit unterstützt.

Mehr als 1.000 Kilometer, weit mehr als 20.000 Höhenmeter, extremer als der Mount Everest… Das ist der Israel National Trail. Kann man beim Wandern spirituelle Erfahrungen machen, die im krassen Gegensatz zur Berichterstattung „Israel“ stehen?

Die Berichterstattung folgt, wie gesagt, gewöhnlich einem Skript – nicht der Realität, sondern dem, wie man glaubt, dass man sie zu sehen hat.

Wer ein wenig Muffe vom Wandern in Israel hat, sollte…

… geistige Beweglichkeit üben, sich hineinversetzen in andere, die Relativität der Inszenierungen erkennen

Im Gespräch mit Juden, Muslimen, Christen, Drusen, Atheisten sollte man beachten…

…dass sie alle gelernt haben, eine bestimmt Interpretation für die ganze Wirklichkeit zu nehmen. Nun bestünde die Gefahr, diese relativistische Sicht für die ganze Wirklichkeit zu nehmen. Wichtig ist das sich Einfühlen, denn jeder hat seine Gründe für von ihm/ihr gewählte Interpretation der Wirklichkeit.

Gottfried, was würdest Du empfinden, wenn Du als Bettler (ungewaschen, stinkend) von einem völlig fremden Israeli (Juden, Muslimen etc.) umarmt wirst, der Dir sagt „great, go on!“ ?

Da würde ich mich wohl wundern und mich dann über dieses Wunder freuen.

Gottfried, warum hast Du das Buch „Honorable Peace“ eigentlich geschrieben? Was bedeutet es Dir?

Ich wollte mich in alle Parteien einfühlen und dann versuchen, denn wirren Knäuel Strang für Strang zu entwirren – um den Knoten zu lösen, ohne ihn zu zerschlagen, wie Alexander das machte..

Du bist nicht mehr der Jüngste…. Gibt es etwas, was Du Dir besonders wünscht?

Dass das, was ich gefunden habe Beachtung findet und dem werde ich natürlich weiter nachgehen.

Wenn Du mit mir durch die Wüste Negev wandern würdest, was würdest Du mir unbedingt sagen wollen?

Dass wir genügend Wasser mitnehmen müssen.

Oft genug habe ich mich geschämt, ein sehr schlechter Christ zu sein. Ich glaube an Gott, aber nicht immer so, wie die römisch katholische Kirche es sich womöglich erwarte würde…

Es kann hilfreich sein, sich immer wieder mit den Quellen zu verbinden, um sich an das zu erinnern, worum es geht. Ich würde daher zuerst die Psalmen vorschlagen, dann erst den Papst.

Meine Töchter würden Dich vielleicht Fragen, warum gibt es bis heute keinen Frieden?

Dahinter steht eben bereits eine Erkenntnis, die ich versuchte anzudeuten, nämlich dass hier Stücke gespielt werden und dass gewisse Akteure Regieanweisungen geben und dass die Wirklichkeit nochmal etwas anderes ist.

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Auch eine Mauer….

Zurück zum Wandern…. Kann man in Israel wandern? Und ist das halbwegs sicher?

Ich bin zwar nicht viel gewandert, aber viel mit dem Auto herumgefahren und natürlich habe ich dazwischen auch immer wieder Station gemacht. Ich habe mich dabei immer sicher gefühlt.

Der beste Freund meines Schwiegervaters ist Jordanier. Erst meinte er in einem ellenlangen Email, wie ich ausgerechnet in Israel wandern könne. Später jedoch schrieb er mir eine kurze zweite Email und wünschte mir einfach nur „good luck“ und entschuldigte sich zutiefst für sein erstes Email. Wie zerrissen sind die Gefühle?

Nochmal, hinter Stück und Regieanweisung steckt doch auch ein Menschenverstand.

Mamas und Papas haben Angst, wenn ihre Tochter durch Israel wandern will, weil sie mein Buch „Israel Trail mit Herz“ gelesen hat…

Sie haben vielleicht Angst, weil Sie fürchten, dass ihre Kinder dadurch ermutigt werden könnten – und ihnen ist (noch) nicht bewusst, dass die Gefahr, die sie fürchten, viel zu tun hat mit dem in ihrem Kopf gespielten Stück.

„Honorable Peace“ gibt es bislang nur auf englisch?

Ich arbeite gerade sehr intensiv daran, dass das Buch auch auf deutsch erscheinen kann.

Letzte Frage: Was Du allen unbedingt noch sagen möchtest (falls sie bis hierher durchgehalten haben) – (lacht)

Zuerst bin ich es, der bis hierher durchgehalten hat. Und die mit mir durchgehalten haben, wissen jetzt, wie der Hase läuft. Denen brauche ich nichts mehr erzählen.

Danke Gottfried Hutter für dieses Interview!

 

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Ein Blick auf den Berg Hermon

Kontakt:

Gottfried Hutter

info@honorablepeace.com

Links:

https://honorablepeace.com (engl.)

https://honorablepeace.de/ (dt.)

 

Honorable Peace – The Book
„100 Years of Middle East Conflict. How Can Lasting Peace be Secured between the Muslim World and Israel?” By Gottfried Hutter:

 

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Auf englisch bereits verfügbar- deutsche Version soll folgen

“Honorable Peace” Hardcover

  • Hardcover: 312 pages
  • Publisher: Archway (February 23, 2019)
  • Language: English

 

Fotos:

Special Thanks to Pixabay/ amjadrns1: https://pixabay.com/de/users/amjadrns1-5210790/, Orna Wachman: https://pixabay.com/de/users/ornaw-8155178/, Gottfried Hutter, Christian Seebauer, eyal yassure https://pixabay.com/de/users/eyalyas-6980384/, Judith Scharnowski: https://pixabay.com/de/users/judithscharnowski-1826923/

Buch und Poster gibt es hier:

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    Christian Seebauer: Israel Trail mit Herz. Details ->
    Buch zum Israel National Trail, Christian Seebauer, SCM
    Israel Trail mit Herz Bewertung 5 Sterne19,95 €

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    Textauszug Israel-Trail.com Interview mit Gottfried Hutter: Frieden ist möglich! Frieden ist möglich. Mit dieser Aussage ist der Theologe und Bestsellerautor Gottfried Hutter keinesfalls allein. Er hat Theologie, Geschichte und Politikwissenschaft nicht nur „studiert“, sondern durch sein Engagement in Israel und in vielen arabischen Ländern hautnah erlebt. Im Israel Trail sieht er fernab der Politik etwas Verbindendes zwischen den Religionen, den Philosophien und den Menschen. Wer ihn begeht und zuhört, kann gar nicht umhin, vom Frieden zu träumen. Politik hat im Blog israel-trail.com eigentlich nichts verloren. Es geht um das Wandern, um Begegnungen und... - stimmt – auch um ein friedliches Miteinander. Deshalb haben wir Gottfried Hutter hier Fragen gestellt, die womöglich auch den „einfachen“ Wanderer/In interessieren. Christian: Gottfried, ich hoffe, das per Du ist für Dich in Ordnung, obwohl Du ja der Ältere von uns beiden bist. Wie alt bist Du eigentlich genau? Genau gestern bin ich 74,5 Jahre alt geworden Du bist wie ich begeisterter Bergsteiger und Du gehst lieber bergauf, als bergab... warum? Auf vielen Bergtouren ist mir klar geworden, dass bergab viel gefährlicher ist als bergauf. Unfälle passieren meistens bergab. Deshalb gehe ich auch im Leben lieber bergauf. Deshalb versuche ich das, was andere für unmöglich halten – zum Beispiel zum Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn beitragen. Gottfried, was bedeutet Israel für Dich? Ursprünglich ist „Israel“ der Name eines Mannes, der mit Gott gekämpft und gesiegt hat. Es war Jakob, der Enkel von Abraham. Einige tausend Jahre später erinnern sich die Menschen immer noch daran, weil das Volk, das von ihm abstammt, seine Geschichte aufgeschrieben hat. Irgendwann, nämlich vor mehr als 1800 Jahren, ist dieses Volk dann aus seiner Heimat vertrieben worden, aber es hat seine Geschichten bewahrt. Und als sich die Gelegenheit geboten hat, nämlich im 20. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, sind sie wieder in dieses Land zurückgekehrt und sie haben jetzt dem ganzen Land den Namen „Israel“ gegeben. Natürlich müsste man hier viel mehr erzählen, aber vielleicht genügt es, zu sagen, dass die Juden von dem ersten „Israel“ abstammen und mit ihnen die jüdische Religion; aus ihr ist dann das Christentum hervorgegangen und später auch noch der Islam. Und der jetzige Konflikt dort hat sehr viel mit dieser Geschichte zu tun. Im Mai 2019 haben 1,3 Millionen Leser/Innen die Webseite israel-trail.com besucht. Das sind sicher auch viele „Israel-Neulinge“, die bisher womöglich eher auf der Suche nach „Selbstfindung“ und „Pilgern“ usw. unterwegs waren. Was möchtest Du ihnen unbedingt sagen, bevor sie wieder... Zur Selbstfindung und zum Pilgern finde ich Israel ideal – wo sonst gibt es diese vielen Orte mit wichtigen Ereignissen der Bibel, in denen man sich auch heute wiederfinden kann? Auch ich selbst habe mich dort in vieler Hinsicht gefunden und wiedergefunden. Ich bin ja deshalb immer wieder hingefahren, weil mich die Geschichte des Landes persönlich bewegt und weil meine Lebensgeschichte mich auf die Probleme, die die Rückkehr dieses Volkes in seine Heimat ausgelöst haben, geradezu gestoßen hat. Und ich meine, dass ich schon einiges gefunden habe, das zur Lösung beitragen kann. Wer in Kibbuz Dan den Israel Trail startet, der blickt auch auf die Golan Höhen, den Berg Hermon, die Hügel des Libanon. Alles ist so nahe und hautnah spürbar. Auch Frieden, oder? Ich bin öfer am See Genezareth, den man vom Golan aus sieht. Auch am See schien mir alles sehr friedlich. Hier hat mich, als Christen natürlich viel an die Wege erinnert, die Jesus mit seinen Jüngern gegangen ist – vor allem die Synagoge von Kapharnaum, die heute noch zu sehen ist – und der Platz, an dem Petrus sein Boot angelegt hatte .... "Wenn man dem glaubt, was in den Zeitungen steht, dann sieht die Zukunft düster aus" Auf meinem Israel Trail habe ich wahnsinnig viele Menschen getroffen und bewegenden Geschichten erlebt. Und sehr oft habe ich Menschen getroffen, die an eine gemeinsame Zukunft geglaubt haben. An etwas Positives, an Frieden. Keiner wusste wie das aussehen könnte, aber ganz ganz viele Menschen (Juden, Muslime, Drusen, Christen, Atheisten und einfach jeden, den ich getroffen habe) konnten sich vorstellen, etwas cooles für die Zukunft zu machen! Gibt es eine Zukunft jenseits der bislang in Stein gemeißelten Vorgaben? Wenn man dem glaubt, was in den Zeitungen steht, dann sieht die Zukunft düster aus. Alle scheinen sich total verfahren zu haben, besonders „die bösen Israelis“, die das Land der Palästinenser einfach besetzt haben und es jetzt möglicherweise sogar annektieren wollen. Aber diejenigen, die das so betrachten, haben zumindest einen Teil der Geschichte nicht ganz mitgekriegt, denn zu der Besetzung ist es ja erst gekommen, weil die heute von Israel besetzten Gebiete damals von Jordanien besetzt waren. Sämtliche Nachbarn wollten Israel auslöschen, aber Israel hat standgehalten. Ein palästinensischer Staat ist schließlich erst dadurch möglich geworden, dass Israel das Westjordanland 1967 von den Jordaniern erobert hat. Von da an gab es nämlich „die besetzten Gebiete“, also das heutige Palästina. Vorher war das alles einfach nur Jordanien. Aber der Staat Israel ist bis heute bei den Palästinensern nicht wirklich anerkannt, jedenfalls nicht so wie ursprünglich vorgesehen, nämlich als jüdischer Staat, also als ein Staat, in den Juden aus aller Welt ziehen können, wenn es in dem Land, in dem sie leben, wieder einmal eine Judenverfolgung gibt. Weil diese Anerkennung fehlt, gibt es bis heute keinen Frieden und deshalb sind die besetzten Gebiete immer noch besetzt. Aber, weil Du nach der Zukunft gefragt hast – die Lösung ist viel einfacher als die meisten denken. Wer es genau wissen will, kann mein Buch lesen, aber kurz gesagt, Israel braucht natürlich Sicherheit, dann ist die Besatzung nicht mehr nötig. Break! Wenn Du in Deinem Alter (sorry, nicht böse gemeint) einen Berg besteigst, was geht Dir alles durch den Kopf? Mir geht immer das durch den Kopf, womit ich mich in dieser Zeit auseinandersetze, manchmal das, worüber ich gerade schreibe, manchmal wie es mir mit meinen Freunden geht, manchmal etwas, wovon ich gerade geträumt habe, aber meistens entsteht auf dem Weg Klarheit, weil ich unterwegs alles von allen Seiten betrachten kann. Und so komme ich meistens mit einer Lösung nach Hause, auf die ich dann weiter aufbauen kann. Eine arabisch-israelische Familie hat mich auf meinem Israel Trail nahe Meitar in der Mittagszeit in den Schatten „gerettet“ und Pfefferminztee für mich gekocht. Ahmad fragte mich „warum wir Bayern über unsere Nachbarn aus Österreich Witze machen und trotzdem nach Österreich fahren“. „Weil ich Österreich liebe“, antwortete ich und verstummte danach. Und dann passierte etwas – für mich – sehr Krasses und völlig Unerwartetes. Ahmad sagte zu mir sichtlich bewegt: „Aber ich liebe doch auch Israel...“. Gottfried, was meinst Du, gibt es eine Chance? Ja, ganz klar. Aber es braucht auf beiden Seiten Abstand und Besinnung. Und zwar Besinnung auf das Wesentliche der eigenen Kultur. Wie Du gerade von Ahmad erzähltest. Er liebt Israel. Nun müsste er sich nur gleichzeitig auch klar machen, dass seine eigene Religion von der Religion der Juden abstammt. Dass das hier das Land der Bibel ist, dass es also richtig ist, dass so viele Juden hierher zurückgekehrt sind. Dann kann er ihnen mit gutem Gewissen erlauben, hier zu sein, wieder daheim im Land ihrer Bibel. Dann kann er ihnen sogar erlauben, sich im Westjordanland anzusiedeln. Und wenn er ihnen das erlaubt, werden sie keine Besatzung mehr brauchen, denn dann ist Frieden. "Die Medien leben zu einem guten Teil von Sensationen und Skandalen, sie leben vom Drama" Mediale Berichterstattung und Realität? Wie passt das zusammen? Was ist Dein persönlicher Wunsch? Die Medien leben zu einem guten Teil von Sensationen und Skandalen, sie leben vom Drama. Natürlich bietet die Wirklichkeit genug Drama, aber – und das wird kaum bedacht - auf weite Strecken ist die Wirklichkeit inszeniert. Die Gefühle der Menschen werden aufgeputscht und so in dem Drama festgehalten und zu Aktionen animiert, die die Dramatik noch verstärken. Die Journalisten sind der eine Teil der Regie. Die Politiker sind der andere Teil. Zusammen entwickeln sie das Theater weiter, immer so, dass ihr Bild von sich selbst und von ihrem Gegner erhalten bleibt oder verstärkt wird. Meistens muss es schon zur totalen Katastrophe kommen, bevor die Regie sich bereit erklärt, jetzt ein anderes Stück zu spielen – so wie es erst nach dem zweiten Weltkrieg möglich war, das ganz neue Stück „deutsch-französische Freundschaft“ zu inszenieren oder „das Wirtschaftswunder“. Zwischen Israel und Palästina ist es noch nicht so schlimm gewesen wie in Europa nach dem zweiten Weltkrieg – aber es gibt doch schon Anzeichen, dass die Regie überlegt, ob nicht ein neues Stück angesagt wäre. In Blut gemeißelt... Das sagte mein israelischer Reisebegleiter Tsur beim alpinen Aufstieg im Barak Canyon, als ich mir das Knie blutig schlug und er mich einfach ganz innig umarmte. Kann es Freundschaft geben, out there? So wie die deutsch-französische Freundschaft möglich geworden ist, kann es auch hier alle möglichen Freundschaften geben – von den Ausnahmen, die jetzt schon möglich sind einmal abgesehen, kann es vielleicht bald eine echte israelisch-palästinensische Freundschaft geben. Wie ich sagte: sobald die Regie bemerkt, dass die Zeit dafür gekommen ist… Was trennt uns und was verbindet uns? Was uns trennt, sind die bekannten Dinge: Neid, Eifersucht, besser sein wollen, den anderen dominieren wollen. Sobald wir uns von unserer Trennung trennen, sind wir verbunden, denn wir alle sind ja Kinder des einen Gottes, der einen Welt… Da draußen in der Einsamkeit der Wüste Negev habe ich mich selbst gesucht... und ehrlich gesagt auch gesucht, ob es einen Gott für mich gibt. Einen, der mir helfen würde, einen der mich liebt, so wie ich bin (weil ich so verdammt kompliziert und undankbar bin). Und irgendwann habe ich da draußen wohl meinen Verstand verloren... Ist das wirklich nur mein Gott, der mich begleitet? Oder hat er nur verschiedene Namen... ? Auf den Gishron Cliffs habe ich ganz laut in die Einsamkeit geschrien „Danke lieber Gott“. Wem gehört Gott eigentlich? Ist es nur mein „lieber Gott“? Wie ich gerade sagte, wir alle sind Kinder des einen Gottes, der natürlich alle seine Kinder liebt und natürlich nicht nur uns, sondern auch den anderen etwas gönnt. Sobald wir es erlauben, sind wir eins auch mit den anderen, auch mit denen, die vorher nur unsere bösen Konkurrenten waren. "Die ganze Realität ist nicht so in Stein gemeißelt, wie es scheint" Auf meinem Israel Trail habe ich wahnsinnig viele Menschen getroffen und bewegenden Geschichten erlebt. Und sehr oft habe ich Menschen getroffen, die an eine gemeinsame Zukunft geglaubt haben. An etwas Positives, an Frieden. Keiner wusste wie das aussehen könnte, aber ganz ganz viele Menschen (Juden, Muslime, Drusen, Christen, Atheisten und einfach jeden, den ich getroffen habe) konnten sich vorstellen, etwas cooles für die Zukunft zu machen! Gibt es eine Zukunft jenseits der bislang in Stein gemeißelten Vorgaben? Wie ich schon sagte: Die ganze Realität ist nicht so in Stein gemeißelt, wie es scheint. Die Inszenierung kann fast jederzeit geändert werden. Aber es braucht die geeigneten Regieanweisungen, also Anweisungen durch die Journalisten und durch die Politiker, die ja die Regie führen. Und dazu braucht es ein Lösungsbild, das von irgendjemand entwickelt wird, der nicht gefangen ist von der üblichen Art zu denken.. Was kann man nach einem Israelbesuch alles mitnehmen? Umso mehr Du mitbringst, umso mehr kannst Du mitnehmen. Dir selbst muss klar werden, wie die Stücke heißen, die gerade gespielt werden, das lernst du an Ort und Stelle, und sobald es Dir klar ist, kannst Du manche Szenen umschreiben. Das ist dann das, was Du mitnehmen kannst. "Die Presse ist ein Teil der Regie. Wenn Du ein anderes Stück sehen willst, musst Du das Stück umschreiben – zumindest in dem Bereich, in dem du Dich bewegst." Aus der Presse erfahren wir nur die Gegensätze... Schwarz Weiß. Eigentlich nur Schwarz, oder? Wie ich gerade sagte, die Presse ist ein Teil der Regie. Wenn Du ein anderes Stück sehen willst, musst Du das Stück umschreiben – zumindest in dem Bereich, in dem du Dich bewegst. Kann einer/ eine, die den Shvil Israel durchwandert, Israel und deren Nachbarn gleichzeitig lieben? Oder zerreißt es ihr/ihm dabei das Herz? Auch das sagte ich bereits, Du brauchst Abstand inmitten des Dramas, dann wird vielleicht der Regisseur glauben, es müsste Dir das Herz zerreißen, aber tatsächlich kannst Du nun beide Seiten lieben. Jared Kushner, der Schwiegersohn von Donald Trump sieht die Wirtschaft und den persönlichen Erfolg der Familien und deren Kindern als Lösungsansatz... Klar, Leute, denen es besser geht, können klarer denken. Die brauchen dann auch nicht mehr die Opfer-Rolle, damit sie wissen, wer sie sind. Aber wie kriegst Du sie heraus aus der Opfer-Rolle? Dazu bräuchte es Abstand und Besinnung. Ich meine, die Religionen könnten das bieten. Kann Israel eine Tages ohne Existenzangst leben? Klar, sobald ihre Gegenwart in diesem Land von den Muslimen akzeptiert wird, brauchen sie keine Angst mehr haben. Tsur, mein israelischer Wanderfreund meinte auf der Etappe nahe Shaharut Richtung Timna Park: „Eines Tages wird es so sein wie Deutschland, Österreich, Niederlande, Frankreich, Italien.“ Er bekam dabei feuchte Augen. Und nach langem Schweigen sagte er... „Peace“ Unsere Emotionen, unseren Schmerz kann sich wohl kaum einer vorstellen. Du? Ja, ich kann sie mir vorstellen. Als Psychotherapeut habe ich ständig damit zu tun, mich hineinzuversetzen in die Emotionen und in den Schmerz meiner Patienten, denn nur wenn ich das tue, kann ich neuartige Regieanweisungen geben. Und tatsächlich sind fast alle meiner Patienten Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, also in einer sehr ähnlichen Situation wie der der Palästinenser. Gottfried, was treibt Dich eigentlich an, von Frieden zu predigen? Ich habe Theologie studiert, also die Liebe, die Gott dazu gebracht hat, uns Menschen hervorzubringen. Dann habe ich Politikwissenschaft studiert, also die Frage, wie man Dinge ändern kann, dann habe ich mich gefragt, was eigentlich der Unterschied zwischen den Religionen ist. Dabei ist mir klar geworden, dass im Grund alle Religionen eins sind. Das hat mir dann ein islamischer Sufi-Meister bestätigt, in dessen spiritueller Gemeinschaft ich ein Jahr lang in Kairo gelebt habe. Dann bin ich Psychotherapeut geworden, um mich einfühlen zu lernen in die Probleme, die Menschen haben. Dann war der Elfte September 2001, der Tag der großen Attentate. Da ist mir klar geworden, dass der dahinter stehende Hass zusammenhängt mit der westlichen Dominanz über die Länder des Nahen Ostens und insbesondere mit der Einpflanzung Israels in ihre alte biblische Heimat – die inzwischen aber zu einem Stammland, ja einem Heiligtum der Muslime geworden ist. Da gab es einiges zum Einfühlen. Und das hat mich dazu gebracht, dass ich mich dieser Aufgabe stelle. In Deinem Buch beziehst Du völlig verschiedene Positionen: Die Israelische Sicht, die Muslimische Sicht und die Sicht der Distanz. Du selbst bist Christ, also kein Jude und kein Muslim. ... Ja, ich bin Christ, aber gerade im Leben in einer muslimischen Gemeinschaft habe ich mit allen meinen Sinnen erfahren, dass alle Religionen eins sind. Seither fällt es mir nicht schwer, in einem Moment Israeli, im nächsten Muslim und schließlich wieder Christ zu sein "Am Shabbat sollte man nicht demonstrieren, dass man kein Jude ist, wie man auch im Ramadan nicht demonstrieren sollte, dass man kein Muslim ist. Es braucht Respekt." Wer am Shvil Israel wandern möchte, ist quasi umgeben von Konflikten. Kann und darf man Deiner Meinung nach mit gutem Gewissen durch Israel wandern? Natürlich darfst Du guten Gewissens Israel durchwandern, das alte Heilige Land. Und du darfst bei diesen Gelegenheiten von Zeit zu Zeit auch Zeuge von dem werden, was dort schon alles erlebt worden ist. Gottfried, ein paar spontane Fragen, zum Vervollständigen... Wer einen Tee angeboten bekommt, sollte... … sich freuen und dankbar annehmen und sich auch öffnen für die Gefühle, die bei seinen Gastgebern vielleicht nicht gleich an der Oberfläche erscheinen, sich dann aber von Zeit zu Zeit ein wenig zeigen. An Shabbat sollte man nicht... Am Shabbat sollte man nicht demonstrieren, dass man kein Jude ist, wie man auch im Ramadan nicht demonstrieren sollte, dass man kein Muslim ist. Es braucht Respekt. Wie wird man als Deutscher/e in Israel aufgenommen? Ich habe kaum Vorbehalte bemerkt, aber gelegentlich wurde ich darauf hingewiesen, dass die Anwesenheit eines Deutschen die Erinnerung an die Ungeheuerlichkeit des Holocaust wachruft. (schmunzelt) - gut, ich bin jünger! Wie wird man als Deutscher/e von Arabern in Israel aufgenommen? Traditionell sind die Araber Deutschen gegenüber freundlich gesinnt. Das schwingt auch immer wieder mit. Wünschen sich wirklich alle Araber den Tod Israels? Sicher nicht alle, aber es ist ein Teil der Regieanweisung, von der sich viele nicht so ohne Weiteres lösen können. Hassen Israelis eigentlich Araber? Nicht unbedingt grundsätzlich, aber auch da gehört es bei manchen zur Regieanweisung. Gibt es Deiner Meinung nach in der Region ein Leben abseits der Religionen? Ich meine da konkret gutes Essen, Tanzen, Schwule und Lesben, Musik, Liebe, Philosophie, Lagerfeuer, Sport, Selbstentfaltung, Start ups etc. … ? Das Leben in Tel Aviv ist sicher anders als das in Jerusalem. Aber nicht nur dort leben viele sicher einfach ein westliches Leben, in dem das, was Du erwähnt hast dazugehört. Was können wir tun, um voran zu kommen? Es kommt darauf an, was Du mit vorankommen meinst. Für bessere Geschäfte gibt es die entsprechenden Ratgeber. Ich persönlich komme nur voran, indem ich ehrlich dem folge, was mein Gewissen / meine Bewusstheit mir sagt. Viele Leserinnen und Leser haben Jakobsweg-Erfahrungen, waren aber noch nie in Israel. Müssen sie Angst haben? Am Jakobsweg geht es um eine Pilgerreise. Wenn jemand seinen Aufenthalt in Israel als Pilgerreise betrachtet, braucht er keine Angst haben. Dann schaut nämlich ein Auge voller Güte auf ihn herab. Am Shvil Israel trifft man Israelis. Alle! In Jisr' az Zarqa zum Beispiel wurde ich von einer arabischen Familie zu einer Suppe eingeladen. Ich mache es kurz: Keinerlei Hass auf Israel. Keinerlei Diskussion über irgendwelche Lösungen. Vielmehr waren da Liebe, Nachbarschaft und ganz normale Wünsche, wie das die Tochter einmal studieren kann und Zahnärztin wird und Muslimen, Juden und allen anderen helfen darf... Verrückt? Oder unsere Zukunft? Ja natürlich, unsere Zukunft. In Deutschland sind verdammt viele Menschen pauschal gegen Israel... Das ist eben die dortige Regieanweisung gewisser Medien. Und die Leute sind eben brave Mitspieler. Ein Teil in jedem Drama heißt ja „wer ist schuld?“ Und um diese Frage herum sind dann die Rollen entsprechend verteilt. Und da sind dann auch „die bösen Israelis, die die armen Palästinenser unterdrücken“, wie ich es am Anfang beschrieben habe. Oft bin ich mit der Generalkonsulin des Staates Israel Sandra Simovich in München am Israeltag zusammengestanden. Immer mit dabei waren unzählige Personenschützer und Spezialkommandos der bayrischen Polizei. Abseits der Bühne haben "Palästinafreunde" lautstark herum gepöbelt. Sie alle sind bestens organisiert aufgetreten und wollten einfach nur stören... Auch in München werden von den entsprechenden Gruppen entsprechende Stücke inszeniert… Ludwig Spänle (Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung und zuvor Bayerischer Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst) war am Israeltag oft mein Vorredner. Er wünscht sich, dass wir zu Israel stehen und er schließt auch Frieden und Aussöhnung nicht aus... Da gebe ich ihm Recht. Es geht eben immer um die Frage, wie das möglich ist, ohne dass jemand dabei das Gesicht verliert. Deshalb heißt mein Buch „Honorable Peace“, also „Ehrenhafter Frieden“. Gottfried, in Deinem Buch beschreibst Du einen Weg zum Frieden. Weshalb sollten es auch Politiker lesen? Damit sie loskommen von den Klischeevorstellungen über sich und die anderen. Dann können sich Ideen für neue Stücke einstellen, in denen das Zustandekommen der Lösung gespielt wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nicht nur meine Wanderbücher, sie wandert auch selbst! Was kann man mit eigenen Füßen entdecken und was verschließt sich einem Nichtwanderer? Man muss das Wandern ja nicht unbedingt buchstäblich nehmen. Man kann auch im Geist wandern. Das meinte ich vorhin: Als Psychotherapeut muss ich mich hineinversetzen in die Gefühle meiner Patienten. Dazu brauche ich mich nicht aus meinem Stuhl erheben, aber äußerliche Bewegung verhilft auch zu einer inneren Bereitschaft. Deshalb gibt es Pilgerreisen. Deshalb gibt es auch körperliche Bewegung als therapeutische Übung, die die geistige Beweglichkeit unterstützt. Mehr als 1.000 Kilometer, weit mehr als 20.000 Höhenmeter, extremer als der Mount Everest... Das ist der Israel National Trail. Kann man beim Wandern spirituelle Erfahrungen machen, die im krassen Gegensatz zur Berichterstattung „Israel“ stehen? Die Berichterstattung folgt, wie gesagt, gewöhnlich einem Skript – nicht der Realität, sondern dem, wie man glaubt, dass man sie zu sehen hat. Wer ein wenig Muffe vom Wandern in Israel hat, sollte... … geistige Beweglichkeit üben, sich hineinversetzen in andere, die Relativität der Inszenierungen erkennen Im Gespräch mit Juden, Muslimen, Christen, Drusen, Atheisten sollte man beachten... ...dass sie alle gelernt haben, eine bestimmt Interpretation für die ganze Wirklichkeit zu nehmen. Nun bestünde die Gefahr, diese relativistische Sicht für die ganze Wirklichkeit zu nehmen. Wichtig ist das sich Einfühlen, denn jeder hat seine Gründe für von ihm/ihr gewählte Interpretation der Wirklichkeit. Gottfried, was würdest Du empfinden, wenn Du als Bettler (ungewaschen, stinkend) von einem völlig fremden Israeli (Juden, Muslimen etc.) umarmt wirst, der Dir sagt „great, go on!“ ? Da würde ich mich wohl wundern und mich dann über dieses Wunder freuen. Gottfried, warum hast Du das Buch „Honorable Peace“ eigentlich geschrieben? Was bedeutet es Dir? Ich wollte mich in alle Parteien einfühlen und dann versuchen, denn wirren Knäuel Strang für Strang zu entwirren – um den Knoten zu lösen, ohne ihn zu zerschlagen, wie Alexander das machte.. Du bist nicht mehr der Jüngste.... Gibt es etwas, was Du Dir besonders wünscht? Dass das, was ich gefunden habe Beachtung findet und dem werde ich natürlich weiter nachgehen. Wenn Du mit mir durch die Wüste Negev wandern würdest, was würdest Du mir unbedingt sagen wollen? Dass wir genügend Wasser mitnehmen müssen. Oft genug habe ich mich geschämt, ein sehr schlechter Christ zu sein. Ich glaube an Gott, aber nicht immer so, wie die römisch katholische Kirche es sich womöglich erwarte würde... Es kann hilfreich sein, sich immer wieder mit den Quellen zu verbinden, um sich an das zu erinnern, worum es geht. Ich würde daher zuerst die Psalmen vorschlagen, dann erst den Papst. Meine Töchter würden Dich vielleicht Fragen, warum gibt es bis heute keinen Frieden? Dahinter steht eben bereits eine Erkenntnis, die ich versuchte anzudeuten, nämlich dass hier Stücke gespielt werden und dass gewisse Akteure Regieanweisungen geben und dass die Wirklichkeit nochmal etwas anderes ist. Zurück zum Wandern.... Kann man in Israel wandern? Und ist das halbwegs sicher? Ich bin zwar nicht viel gewandert, aber viel mit dem Auto herumgefahren und natürlich habe ich dazwischen auch immer wieder Station gemacht. Ich habe mich dabei immer sicher gefühlt. Der beste Freund meines Schwiegervaters ist Jordanier. Erst meinte er in einem ellenlangen Email, wie ich ausgerechnet in Israel wandern könne. Später jedoch schrieb er mir eine kurze zweite Email und wünschte mir einfach nur „good luck“ und entschuldigte sich zutiefst für sein erstes Email. Wie zerrissen sind die Gefühle? Nochmal, hinter Stück und Regieanweisung steckt doch auch ein Menschenverstand. Mamas und Papas haben Angst, wenn ihre Tochter durch Israel wandern will, weil sie mein Buch „Israel Trail mit Herz“ gelesen hat... Sie haben vielleicht Angst, weil Sie fürchten, dass ihre Kinder dadurch ermutigt werden könnten – und ihnen ist (noch) nicht bewusst, dass die Gefahr, die sie fürchten, viel zu tun hat mit dem in ihrem Kopf gespielten Stück. „Honorable Peace“ gibt es bislang nur auf englisch? Ich arbeite gerade sehr intensiv daran, dass das Buch auch auf deutsch erscheinen kann. Letzte Frage: Was Du allen unbedingt noch sagen möchtest (falls sie bis hierher durchgehalten haben) - (lacht) Zuerst bin ich es, der bis hierher durchgehalten hat. Und die mit mir durchgehalten haben, wissen jetzt, wie der Hase läuft. Denen brauche ich nichts mehr erzählen. Danke Gottfried Hutter für dieses Interview! Kontakt: Gottfried Hutter info@honorablepeace.com Links: https://honorablepeace.com (engl.) https://honorablepeace.de/ (dt.) Honorable Peace – The Book „100 Years of Middle East Conflict. How Can Lasting Peace be Secured between the Muslim World and Israel?” By Gottfried Hutter: Amazon -> Auf englisch bereits verfügbar- deutsche Version soll folgen "Honorable Peace" Hardcover Hardcover: 312 pages Publisher: Archway (February 23, 2019) Language: English Fotos: Special Thanks to Pixabay/ amjadrns1: https://pixabay.com/de/users/amjadrns1-5210790/, Orna Wachman: https://pixabay.com/de/users/ornaw-8155178/, Gottfried Hutter, Christian Seebauer, eyal yassure https://pixabay.com/de/users/eyalyas-6980384/, Judith Scharnowski: https://pixabay.com/de/users/judithscharnowski-1826923/ Israel-Trail Post H1 Headlines Interview mit Gottfried Hutter: Frieden ist möglich! Array ( ) H2 Headlines zum Shvil Israel Beitrag Array ( ) Keywords zu diesem Israel-Trail-Beitrag:

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